Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch den Everstorfer Forst
Nasskaltes, verregnetes Novemberwetter im spätherbstlich gefärbten Everstorfer Forst am 05. November 2016.
Am Sonnabend, dem 05. November 2016, stand wieder eine öffentliche Pilzlehrwanderung auf dem Programm. Wer Lust hatte, unter fachkundiger Führung auf der Suche nach allerlei Großpilzen den Everstorfer Forst zu durchstreifen, war dazu ganz herzlich eingeladen. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB in Wismar, Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße. Mit den vorhandenen Fahrzeugen starteten wir nach kurzer Begrüßung sogleich in Richtung Grevesmühlen. Je nach Möglichkeit konnten auch Fahrgemeinschaften gebildet werden. Wir fuhren auf der B 105 bis in Höhe der Mülldeponie Neu Degtow und bogen hier in den Rechtsabzweig nach Hamberge ein. Das hügelige Laub- und Nadelwaldgebiet kann auch im fortgeschrittenen Herbst noch reichlich Frischpilze im Angebot haben. Neben vielen Hallimasch gab es heute u. a. leckere Rötel – Ritterlinge, Derbe Rotfüßchen oder vorzügliche Graublättrige Schwefelköpfe, die unsere Körbe rasch füllten. Nach dem trockenen und äußerst pilzarmen Herbst wurde es immerhin die pilzreichste Wanderung des ganzen Jahres. Wer heute nicht mit einem schmackhaften Pilzgericht nach hause kam, hatte es selbst zu verschulden oder wollte nur etwas dazu lernen. Leider erwies sich das Wetter nicht kooperativ und es regnete sich ein, so dass nach etwa zwei Stunden die Tour dem Ende entgegen ging. Trotzdem waren alle zufrieden, denn die Körbe waren gefüllt. Hier einige Bilder:
Unser Ausgangs- und Endpunkt der heutigen Wanderung.
Genau hier stimmten uns schon diese Gelbschuppigen Hallimasch (Armillaria lutea) auf die heutige Wanderung ein.
Es hätte ein wirklich goldener Spätherbstausflug werden können, hätte nur die Sonne gelacht. Statt dessen öffnete der Himmel seine Schleusen und bedachte uns mit reichlich Nass, auf das wir so lange sehnsüchtig gewartet hatten.
Schon nach wenigen Schritten leuchteten zahlreiche Grünblättrige Schwefelköpfe auf diesem bemoosten Buchenstubben. Leider waren es die Falschen. Wer die guten Graublättrigen Schwefelköpfe finden möchte, sollte sich Nadelholz – Stubben anschauen.
Aber nur wenige Meter entfernt, fast unscheinbar im frisch gefallenen Laub, zahlreiche Büschel des Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea).
Jetzt gab es kein halten mehr und das Sammelfieber brach aus.
Wer fachgerecht Hallimasch ernten möchte, sollte gleich die Stiele stehen lassen und nur die Hüte in den Korb schneiden.
Auch hier gibt es reichlich Hallimasch zu ernten.
Aber mancher nahm sich nicht die Zeit um die Stiele gleich vor Ort zu entfernen, dann ist der Korb auch bald voll und es sieht natürlich toll aus.
An den Rändern des Waldweges einige Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus). Die weißlichen, ovalen Blätterpilze, die rasch in Autolyse übergehen können (Auflösung in Sporenflüssigkeit) sind gute. beliebte und schmackhafte Speisepilze.
Auch der blaue Träuschling (Stropharia caerulea) darf in den Korb zu den Speisepilzen gelegt werden. Im Gegensatz zum sehr ähnlichen Grünspan – Träuschling ist sein Stiel ringlos.
Die schleimige Huthaut ist in einem Zug abziehbar und sollte bei der Zubereitung entfernt werden.
Schleimig ist auch die Huthaut des Tonfalben Schüpplings (Pholiota lenta). Wir finden ihn vorzugsweise im Herbst, seltener im Frühling, an toten Laubholzästen. Als Mischpilz kann er mit eingesammelt werden.
Gleiches gilt für die Graukappe (Clitocybe nebularis). Als alleiniges Gericht ist sie sehr umstritten und sollte mit Vorsicht genossen werden. Wer ihren aufdringlichen Geruch als unangenehm empfindet, sollte sie grundsätzlich meiden. Ansonsten blanchieren und das Brühwasser fortschütten.
Der Grobschollige Riesenschirmpilz (Macrolepiota konradii) ist ein kleinerer Bruder des Riesenschirmpilzes. Wir finden ihn eher im Waldesinneren und er besitzt nur wenige, grobe Hutschuppen, die sich um die Hut Mitte oft sternenförmig anordnen. Hüte essbar.
Grobscholliger Riesenschirmpilz (Macrolepiota konradii).
Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) finden wir fast ganzjährig, selbst in milden Wintern. Die großen, dachförmigen Blätterpilz mit den braunen Hüten, den frei stehenden Lamellen, die zunächst weißlich, später zunehmend fleischrosa gefärbt sind, können gegessen werden, sind geschmacklich aber eher bescheiden. Sie bilden ihre Fruchtkörper auf Laubholz aus.
Milchlinge erkennt man am spröden Fleisch und dem absondern einer milchähnlichen Flüssigkeit. Sollen sie gegessen werden, empfiehlt sich zunächst eine Kostprobe des Milchsaftes. Schmeckt dieser nicht unangenehm bitter oder scharf, darf das Fundstück in den Korb gelegt werden. Hier sehen wir den im Buchenwald beheimateten Süßlichen Milchling (Lactarius subdulcis). Er darf als Mischpilz verwendet werden.
Anders beim ebenfalls unter Buchen vorkommenden Braunfleckenden Milchling (Lactarius fluens). Seine reichlich fließende, weiße Milch, schmeckt brennend scharf. Er ist also ungenießbar.
Hier sehen wir einen Niedergedrückten Rötling (Entoloma rhodopolium). Rötlinge streuen fleischfarbenes Sporenpulver ab, dass später auch die anfangs grauen Lamellen rötlich tönt. Bis auf die im Frühling unter Rosengewächsen wachsenden Schild- und Blassen Pflaumen – Rötlinge sollten alle anderen gemieden werden, da es unter den zahlreichen, teils seltenen Arten, auch Giftpilze gibt, so wie auch die hier gezeigte Art.
In den nächsten Tagen soll es zunehmend frostig werden. Das beste Signal zum Durchstarten dieses schmackhaften Speisepilzes, des Samtfuß – Winterpilzes (Flammulina velutipes). Wir finden ihn besonders üppig zum Jahreswechsel an Weichhölzern. Typisch ist der braunsamtige, wildlederartig überzogene Stiel und sein gelblicher, auch im trockenen Zustand fettig glänzender Hut.
Besonders im Herbst, aber auch in milden Wintern bis zum Frühling, finden wir an Nadelholz – Stubben den überaus delikaten Graublättrigen Schwefelkopf (Hypholoma capnoides). Man achte auf die grauen, nicht grünen Lamellen und den milden, nicht bitteren Geschmack.
In den Buchenwäldern werden nun die Derben Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) immer häufiger. Wer es etwas säuerlich mag, darf sie gerne als Speisepilz einsammeln.
Während das Derbe Rotfüßchen und viele andere Pilzarten unter den vorausgesagten Nachtfrösten leiden werden, macht es den Violetten – Rötel – Ritterlingen (Lepista nuda) nichts aus. Der schmackhafte Speisepilz kann noch bis in den Januar gesucht und gefunden werden.
Ein schönes Mischgericht aus dem spätherbstlichen Wald. Die meisten Körbe waren nun gut gefüllt.
Und deshalb streben wir bei dem ungemütlich nassen Wetter wieder den Autos entgegen.
Und dabei entdeckte unser Pilzfreund Peter Kofahl am Wegesrand die erste Herbst – Lorchel (Helvella crispa) der Saison. Essbar.
Unser Abschlussfoto im Regen am 05. November 2016 im Everstorfer Forst. Wer seinen Korb nicht voll hatte, wollte ihn nicht voll bekommen oder zog andere Speisepilze vor, die heute nicht zu finden waren.
Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!