Vereins- und Kartierungsexkursion
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Vereinsexkursion durch den Wald bei Dalliendorf
Kartieren im Winterwunderland – das ist wohl die richtige Formulierung zu unserer heutigen Vereinsexkursion. Hochwinterliche Verhältnisse mitten im Spätherbst.
Zu unserer letzten Vereins- und Kartierungsexkursion waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste am Sonntag, dem 13. November 2016, ganz herzlich eingeladen. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Ulmen Straße in Wismar. Wir fuhren von hier aus auf der B 208 mit den vorhandenen Fahrzeugen in Richtung Gadebusch. Nach dem wir die Ortschaft Bobitz durchfahren hatten, erreichten wir bald einen Linksabzweig nach Dalliendorf. Wir fuhren in diesen hinein, bis besagter Ortschaft. Von hier aus führt ein Feldweg in Richtung Wald. Vor einigen Jahren waren wir schon einmal in diesem Waldgebiet zu gleicher Jahreszeit unterwegs. Wir fanden damals beispielsweise zahlreiche Röhrenkeulen, Helmlinge, Tintlinge aber auch beliebte Speisepilze wie Austern – Seitlinge. Pilze gab es auch heute reichlich, nur das die meisten unter dem frisch gefallenen Laub und reichlich Schnee verborgen waren. Aber hier und da verrieten verdächtige Schneehauben ihre Anwesenheit. Es war schon eine außergewöhnliche Tour, die durch das traumhaft schöne Winterwetter zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Aber ich denke, folgende Bilder verdeutlichen besser als Worte die schönen Momente der heutigen Winterkartierung.
Zunächst ging es diesen Waldrand entlang.
Es gab viele schöne Foto – Motive. Einen wunderbaren Kontrast bildet das braune Buchenlaub zu der weißen Winterwelt.
Hier gesellen sich auch noch grüne Farbtöne hinzu.
Nach dem verfrühten Schnee fällt nun auch das letzte Laub von den Bäumen. Es macht es noch schwieriger die begehrten Kobolde am Waldboden zu entdecken.
Aber auf den zweiten Blick sind sie doch auszumachen.
Es sind Sparrige Schüpplinge (Pholiota squarrosa) die hier büschelweise am Fuße einer alten Buche heraus schauen.
Schön sind die sparrig abstehenden Schuppen auf Hut und Stiel zu erkennen.
Auf einem alten Eichen – Stubben wurde bereits wieder etwas entdeckt.
Und von Christopher Engelhardt für ein aussagekräftiges Foto zurecht gelegt.
Schön sind die rosa Lamellen dieses häufigen Blätterpilzes zu erkennen, die im Schnee noch eine ganz besondere Erhabenheit ausstrahlen.
Vielleicht liegt diese besondere Erhabenheit aber auch am zusätzlichen Reifansatz an den Lamellen. Rosablättriger Helmling (Mycena galericulata).
Reichlich liegt der Schnee noch auf den Lichtungen.
Im lichten Buchenwald ein Plätzchen für die Jäger.
Und ein Tischlein deck dich, reich gedeckt mit Schnee und etwas Stroh darunter.
Zahlreiche Zinnoberrote Pustelpilze (Nectria cinnabarina) auf einem Laubholz – Ast.
Mit einer Spezial – Kamera kann Chris Engelhardt die Winzlinge natürlich noch viel besser in Szene setzen.
Hier das Resultat. Wie kleine Himbeeren sehen die rötlichen Pusteln aus. Im unteren Bereich haben wir die selbe Art in ihrer Nebenfruchtform, der Konidienform oder den Sporodochien. Meist, so auch hier, sind beide Formen am Substrat vorhanden.
Der meiste Schnee ist zwar von Bäumen und Sträuchern des Waldes bereits herunter getropft oder abgefallen, aber die bogenförmige Schieflage der durch die Schneelast verursachten Krümmung ist immer noch vorhanden. Es waren aber auch große Äste von den Bäumen abgebrochen.
Ob diesem Springfrosch (Rana dalmatina) nicht kalt ist? Frösche sind wechselwarme Tiere aber bei diesen Temperaturen haben sie es sehr schwer. Eigentlich hätte er sich längst im Boden eingraben müssen, aber das ist nun nicht mehr möglich, da er hart gefroren ist. Christopher kümmerte sich um ihn und nahm ihn erstmal mit um in bei günstigeren Bedingungen wieder in die Freiheit zu entlassen. Von ihm stammt auch dieses Foto.
Die ohnehin schon striegelig behaarten Spaltblättlinge (Schizophyllum comune), sehen unter dem Raufrost noch filigraner und dekorativer aus.
Langsam kommt die Sonne höher.
Wie in fast allen unseren Forsten wird auch hier unablässig Holzeinschlag betrieben. Oft liegen die Stapel Monate oder gar Jahre an den Waldwegrändern und es können sich an ihnen zahlreiche Pilzarten ansiedeln. Wenn der Mensch das Holz nicht abholt, sorgen sie dafür, dass es nach und nach verschwindet, es wird abgebaut.
Auch hier waren die Müllwerker des Waldes schon kräftig zugange. Wir sehen u. a. zahlreiche Konsolen des Violetten Knorpelschichtpilzes (Chondrostereum purpureum).
Chondrostereum purpureum in Nahaufnahme von Chris Engelhardt.
Auch diese Striegeligen Schichtpilze (Stereum hirsutum) haben sich bereits angesiedelt. Foto: Christopher Engelhardt.
Und hier sind sie wieder, die gut getarnten Hutträger mit Schneehauben. Wir sehen Graukappen (Lepista nebularis).
Gerade auch in der vormals viel zu trockenen Nadelstreu des Fichtenwaldes wagten sich nun die Pilze massenhaft heraus und wurden gleich von den nächsten Witterungsunbilden eiskalt erwischt. Hier standen wirklich viele Pilze, aber alle in Froststarre und unter Schnee begraben.
Hier ist es ein Horngrauer Rübling, dem Stiel nach sogar ein echter Butterrübling (Collybia asema oder C. butyracea).
Hier sind nun wirklich die Kobolde aus den Märchenland erschienen.
Fuchsige Röteltrichterlinge (Lepista flaccida) sind in Reih und Glied angetreten. Ihnen dürfte der Frost nicht viel ausmachen. Sie werden nach dem auftauen munter weiterwachsen.
Ein zauberhafter Wintertag im Dalliendorfer Holz.
Und allmählich geht es wieder in Richtung der Autos.
Auch diese Lärchen haben heute ein besonders schönes Sonntagskleid angelegt.
Einfach schön!
Wahrscheinlich einen Erstnachweis für unser Bundesland getätigt zu haben dachten wir bei diesem Fund von Helmlingen auf Fichtenzapfen. Wir vermuteten den Fichtenzapfen – Helmling (Mycena strobilicola). Dank Christopher Engelhardts Bemühungen sowie Benno Westphals Hinweis konnten wir aber nur den Kegelgen Helmling (Mycena metata) bestätigen. Er wächst auf allerlei Pflanzenresten, besonders gern aber auf der Nadelstreu von Fichten, wobei es durchaus vorkommt, dass er auch deren Zapfen besiedeln kann. Foto: Christopher Engelhardt.
Hier noch ein Mikrofoto. Es zeigt die dick aufgeblasenen und stacheligen Cheilocystiden, die in der Huthaut von Mycena matata reichlich zu finden sind und überhaupt nicht zu M. strobilicola passen würden, so Christopher Engelhardt, der auch diese Aufnahme für uns anfertigte.
Stolz trotzt dieser Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura) den winterlichen Bedingungen. Foto: Christopher Engelhardt.
Tief winterliches Abschlussfoto einer sehr schönen, außergewöhnlich stimmungsvollen Jahresabschlussexkursion im Dalliendorfer Forst am 13. November 2016. Foto: Christopher Engelhardt.
Wann findet die nächste Kartierungsexkursion statt? – Siehe unter Termine!