Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze Oktober 2016/1
Sonnabend, 01. Oktober – Die Temperaturen sind nun schon deutlich gesunken und in der kommenden Woche soll es noch kälter werden. In ruhigen, klaren Nächten, ist gebietsweise der erste Raureif, also Bodenfrost möglich. Besonders in den mittleren und südlicheren Teilen Deutschlands. Bei uns im Nordosten soll dann der kalte Nordostwind auffrischen, der sich aber über dem noch warmen Meereswasser soweit erwärmen kann, das wir wohl noch nicht zu den frostgefährdeten Gebieten gehören sollten. Es hat zwar heute gebietsweise etwas geregnet, vor allem in Richtung Vorpommern, aber ein solides Wachstumsfundament konnte auch damit nicht gelegt werden. Morgen und Montag beschäftigt uns zwar noch ein Höhentief mit Schauern und Gewittern, aber eine großartige Überregnung werden diese sicher nicht bringen. Etwas Niederschlag ist dann in der kontinentalen Kaltluft im laufe der Woche zwar noch möglich, aber einfach zu wenig. Der weitere Trend deutet dann zu Mitte des Monats den goldenen Oktober mit viel Sonnenschein an, wobei sich in feuchtmilder Luft allerdings auch zähe Nebelfelder halten können. Es ist also auch weiterhin kein wirklicher Durchbruch an der Pilzfront in unseren Breiten auszumachen und ich befürchte, den wird es in diesem Jahr auch nicht mehr geben. Zaghaft sich verbesserndes Pilzaufkommen sollte aber drin sein.
Sonntag, 02. Oktober – Aufgrund der entspannten Lage an der Pilzfront und der damit einhergehenden Termin – Verschiebungen (an diesem Wochenende wären eigentlich die Tage der Pilze in Rehna dran gewesen) fand ich vor allem gestern und heute Zeit um meine Belegfotos unserer DBU – Kartierungen von der Ueckermünder Heide und dem Kaarzer Holz auszuwerten, zu beschriften und nach Rostock zum archivieren zu schicken. Schließlich geht es am kommenden Wochenende schon wieder weiter. Die Insel Rügen bildet den Auftakt zu unserem Spätherbstzyklus. Bis in den November hinein steht dann nochmals die Ueckermünder Heide und das Kaarzer Holz auf dem Programm und im nächsten Jahr geht es wie gehabt weiter. Aufgrund der Trockenheit wird sicher im nächsten Jahr noch einiges nachzuholen sein, falls das Wetter mitspielt. Es hat sich aktuell auf herbstlich eingefahren und Niederschläge sind immer häufiger dabei, allerdings nicht grundsteinlegend sondern eher kleckerweise. Am meisten Regen fiel bisher in Richtung Vorpommern (bis zu 12 l/m). Dem entsprechend wird es an der Pilzfront auch nur sehr schleppend aufwärts gehen. Sollte es nicht zu kalt werden, wird sich die Saison, wie immer sie sich auch entwickeln mag, bis zum Winter hinein ziehen. Es wird sich also sicher lohnen, noch bis Ende November und darüber hinaus auf Pilzpirsch zu gehen. Torsten Richter und Christopher Engelhardt vom Rehnaer Pilzverein waren jedenfalls kürzlich wieder begeistert von ihren Entdeckungen in einem Moorgebiet. Natürlich keine Esspilze, sondern allerhand interessantes für die Wissenschaft.
Montag, 03. Oktober (Tag der deutschen Einheit) – Den Feiertag nutzten Irena, Jonas und meine Wenigkeit um die 1. Sternberger Pilztage vorzubereiten. Sie finden ab Mittwoch auf dem Gelände des Vereins „Dialog + Action Sternberg e.V.“ – „Lütt Acker“ in Sternberg statt. Ein wirklich tolles Gelände mit vielen Themen zu Natur und Garten mit einer vorbildlichen Streuobstwiese, genauso wie mit einer Bienenzucht und vieles mehr. Berühmt ist die seit Jahren durchgeführte Wahl der Rosenkönigin, wo sich auch gerne Besuch von aller höchster Stelle blicken lässt. Wie sich der Besuch zu den ersten Pilztagen in Sternberg entwickeln wird, wissen wir nicht. Jedenfalls haben wir heute schon frisches Moos und auch einige Blickfänge aus dem Pilzreich organisiert und dort angeliefert. Am Abend erreichte uns dann noch ein Anruf von unserer Pilzfreundin Angelika Boniakowski. Sie hätte schöne Pilze für unsere Ausstellung aus dem Elbegebiet bei Dömitz/Rüterberg für uns mitgebracht. Da wir gerade ganz in der Nähe von Hagebök, ihrem Wohnort, waren, schauten wir sofort bei ihr vorbei. Angelika hatte zusammen mit ihrer besseren Hälfte einen Wochenendurlaub in dieser Region verlebt. Hier sind in den letzten Wochen öfter nennenswerte Regenfälle nieder gegangen. So können wir in Sternberg nun auch Pilze präsentieren, die wir in unseren Wäldern zur Zeit vergeblich suchen. Es herrscht eine Pilzarmut, wie ich sie noch nie Anfang Oktober erlebt habe! So dürfen wir Steinpilze und Birkenpilze wie gemalen präsentieren. Auch wunderbare Täublinge, Milchlinge, Fliegenpilze und weitere Arten wie Kuhröhrlinge, Butterpilze und eine prachtvolle Rotkappe als Blickfang waren u. a. dabei. Alles Arten, von denen wir bei uns zur Zeit nur träumen können. Liebe Angelika, ganz herzlichen Dank für deine Bemühungen und dafür, dass du uns deine tollen Pilze zur Verfügung gestellt hast, denn sie hätten sich in der Pfanne sicher auch nicht schlecht gemacht.
Dienstag, 04. Oktober – Die 1. Sternberger Pilztage auf dem Gelände von „Lütt Acker“ werden federführend von der Pilzberaterin und Schulsozialarbeiterin Irena Dombrowa (Foto oben), von der Förderschule Sternberg und dem Verein Dialog+Action Sternberg e.V. organisiert. Über das DRK ist Irena an der Förderschule Sternberg für die Betreuung vieler Kinder verantwortlich und entwickelt spezielle Projekte im Rahmen der Schulsozialarbeit. Eines davon sind nun diese Pilztage. So traf ich mich heute morgen mit ihr, den Kindern und zwei Lehrerinnen zu einer vorbereitenden Pilzwanderung an der Schule. Mit einem Kleinbus vom DRK ging es dann in den Wald im nahen Loiz. Sandige Kiefernwälder, wie sie zu dieser Jahreszeit an sich eine sehr gute Adresse sind. Wie nahezu in jedem unserer Wälder war es ein Trauerspiel, was uns an Frischpilzen geboten wurde. Dennoch sind für unsere Ausstellung einige neue Arten hinzu gekommen, so dass ich jetzt schon sagen kann, die 1. Sternberger Pilzschau wird sehenswert. Morgen früh wird sie zusammen mit den Kindern und Mitarbeitern vom Verein „Dialog+Action Sternberg e.V.“ unter meiner Anleitung aufgebaut und kann ab 15.00 Uhr für ein geringes Endgeld besichtigt werden. Siehe auch unter „Termine“!
Mittwoch, 05. Oktober – Bei zwar recht sonnigem, aber kühlem und windigem Herbstwetter ging es heute morgen auf dem Gelände von Lütt Acker an den Aufbau der Pilzausstellung. Unter der Leitung von Irena Dombrowa waren auch wieder die Schüler von gestern mit dabei. Es wurde Moos auf die Ausstellungsfläche gebracht und die Pilze sondiert und möglichst ansprechend auf der langen Moosfläche angeordnet. Die Schüler suchten entsprechende Namensschildchen, die ich aus dem Steinpilz – Wismar mitgebracht hatte und am frühen Nachmittag war alles geschaft. Die Ausstellung stand und wurde um 15.00 Uhr im Beisein einiger Gäste und der Schweriner Volkszeitung durch die Organisatoren eröffnet. Mit 90 Pilzarten war die vorgesehene Fläche komplett ausgefüllt. Mehr hätten wir kaum unter bekommen. So ist die Pilzschau trotz der äußerst schlechten Saison doch noch sehenswert und informativ geworden. Ich hoffe, die Sternberger und natürlich auch Gäste und Menschen von weiter her wissen es zu schätzen und honorieren unsere Bemühungen mit ihrem Interesse. Gerade auch die Schüler, die so fleißig und interessiert bei der Sache waren, würden sich ganz besonders freuen. Natürlich auch alle anderen wie beispielsweise die beteiligten Lehrer und besonders die Mitarbeiter von Lütt Acker, die alles vorbildlich für uns einrichteten und keine Mühen scheuten, um die erste Pilzschau in Sternberg zu einem kleinen Erlebnis werden zu lassen.
Donnerstag, 06. Oktober – Heute war ich nicht in Sternberg vor Ort und kann über mögliche Resonanz auf unsere Ausstellung nichts sagen. Ich musste zuhause sein und hatte sozusagen Haushaltstag, auch weil sich Monteure angekündigt hatten, die im Haus die Wasseruhren auswechselten. Morgen bin ich wieder in Sternberg und stehe auch für Pilzberatungen zur Verfügung. Außerdem hat sich am Nachmittag noch das Fernsehen angekündigt. Danach geht es von hier aus gleich auf die Ostseeinsel Rügen. In den Wäldern um Prora stehen DBU – Kartierungen auf dem Programm. Der Spätherbstzyklus startet hier und wir müssen wieder unsere gekennzeichneten Flächen und Untersuchungspunkte bearbeiten. Das dauert bis Sonntag. Daher fällt auch die eigentlich für Sonnabend geplante öffentliche Pilzwanderung leider aus. – Beim Wetter tut sich allmählich etwas in punkto Niederschlag. Es ist grau und regnerisch geworden und so soll es auch noch in den nächsten Tagen bleiben. Die bisherigen Mengen sind aber bis jetzt gering. In Keez war heute Abend kaum messbarer Niederschlag im Regenröhrchen. Aber die zunehmende Feuchtigkeit zeigt erste Erfolge. Gestern habe ich an exponierter Stelle die ersten jungen Fuchsigen Trichterlinge gesehen. Die spätherbstliche Pilzflora beginnt sich nun ganz zaghaft zu entwickeln und vielleicht sieht es dann zum Monatswechsel schon bunter in unseren Wäldern aus. Damit meine ich natürlich nicht die sich nun bunt verfärbenden Blätter der Bäume und Sträucher, sondern die Artenvielfalt der Großpilze.
Freitag, 07. Oktober – Heute morgen ging es bei kühlem, regnerischem Wetter wieder nach Sternberg auf das Gelände von „Lütt Acker“. Als ich ankam herrschte hier bereits Hochbetrieb. Schulklassen lösten einander ab und besichtigten die Ausstellung, füllten Quiz – Bögen zum Thema aus und konnten dabei einen kleinen Preis gewinnen. Am Lagerfeuer wurde Stockbrot gebacken. Frauen aus Schwerin boten unter der Regie von Irena Dombrowa und Irene Werner, der Leiterin von Lütt Acker, Kaffee und Tee, frische Waffeln und leckere Waldpilz – Suppe an. Viele Schüler nutzten das Angebot um zum Thema Pilze etwas dazu zu lernen. Allerdings müsste den Schulklassen etwas mehr Zeit zur Verfügung gestellt werden und vor allem die Koordination der Schulen und Klassen untereinander verbessert werden, so dass nicht alle auf einmal unser Angebot nutzen wollen. Was das Interesse der Sternberger Bürger an ihrer ersten Pilzausstellung anbelangt, so scheint es, dass in dieser mecklenburgischen Kleinstadt mit waldreicher Umgebung nahezu keine Ambitionen vorhanden sind, sich eine informative und sehenswerte Pilzausstellung anzuschauen. Ein Armutszeugnis! Aber vieleicht war auch das ungemütliche Wetter und das außergewöhnlich schlechte Pilzwachstum schuld daran? Am Nachmittag schaute dann noch ein Drehteam vom NDR – Fernsehen bei uns vorbei um für das Nordmagazin einige Sequenzen aufzunehmen, in denen ich mich zur Trockenheit und deren Auswirkungen auf die Pilzwelt äußerte. Gesendet soll der Beitrag am Sonnabend, dem 08. Oktober, um 19.30 auf N3 im Regionalprogramm M-V werden.
Sonnabend, 08. Oktober – Gestern Nachmittag holte mich Chef – Kartierer Benno Westphal von Sternberg ab und wir fuhren nach Prora, auf der Insel Rügen. Hier fand nicht nur die Turnus mäßige Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft Mykologie Mecklenburg – Vorpommerns statt, sondern wir mussten auch unsere Clusterkartierung für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fortsetzen. Der Spätherbstzyklus war an der Reihe und wurde mit den Rügener Bearbeitungsflächen eröffnet. Bis in den November sind auch noch einmal das Kaarzer Holz und die Ueckermünder Heide zu kartieren. Pilztechnisch sah es hier auch nicht anders als bei uns in Mecklenburg aus, so dass meist Holzbewohner, insbesondere Porlinge und Schichtpilze, gefunden wurden. Vieles muss wieder mikroskopisch untersucht werden und einiges konnte auch gleich am Abend im Gemeinschaftsraum der Jugendherberge aufgearbeitet werden.
Sonntag, 09. Oktober – Seit gestern Abend bis heute Vormittag hatte es in Prora, auf der Insel Rügen, fast ununterbrochen geregnet. Riesige Pfützen auf dem Sandparkplatz der dortigen Jugendherberge, in der wir unser Quartier nahmen, zeugten davon. Zum Glück hatten wir die Kartierungscluster noch im trockenen abarbeiten können. So sind in den letzten 72 Stunden auf der Insel knapp 30l/qm zusammen gekommen. In Keez waren es im gleichen Zeitraum nur 6,5 l/qm. So ist in Richtung Vorpommern in der letzten Zeit deutlich mehr Niederschlag als bei uns in Mecklenburg gefallen. Dass sollte dem Pilzwachstum dort endlich den ersehnten Auftrieb verleihen. Aber auch bei uns wird die zwar kühle, aber dauerfeuchte Witterung Wirkung zeigen. In den nächsten Wochen sollte es überall besser werden, so wie bereits in einigen anderen Regionen Deutschlands. So war unser Landespilzsachverständige Dr. Oliver Duty für einige Tage in Thüringen und nahm an einem Cortinarien – Seminar von Andreas Gminder teil. Diesbezüglich war es leider enttäuschend, aber an den Weg und Straßenrändern und an lichteren Stellen schossen die Pilze regelrecht aus dem Boden. Viele Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge und in den Fichten reichlich Steinpilze. Für Speisepilz – Sucher hätte es sich also durchaus gelohnt. Auch im bayerischen Oberfälzer Wald soll es viele Steinpilze geben. Am Alpenrand, so las ich heute in einem Pilzticker, geht die Saison mit frischen Violetten – Rötel – Ritterlingen bereits dem Ende entgegen, während der Herbstaspekt bei uns noch nicht einmal gestartet ist. Allerdings gibt es Ausnahmen. Im Elbegebiet, um Dömitz herum, soll in den sandigen Kiefernwäldern nun endlich die Post abgehen. Maronen über Maronen in bester Qualität. Es geht also langsam aber sicher bergauf und vor allem die Mykophagen unter uns dürften in den nächsten Wochen noch reichlich auf ihre Kosten kommen. Es steht ja noch fast alles aus, was für den Herbst und Spätherbst charakteristisch ist.
Montag, 10. Oktober – Zum Glück gibt es noch Experten, die sich eingehend mit kleinen Ascomyceten befassen, so wie Torsten Richter aus Rehna. Er hatte auch sogleich eine Idee für den grauschwarzen Becherling mit hellem Rand vom Tagebuchbild des 08. Oktober (Siehe oben). Torsten schreibt dazu: „Der große dunkle Asco mit Oliv gefärbtem Rand sollte Catinella olivacea sein, sollte aber natürlich mikroskopiert werden!“ Lieber Torsten, ganz herzlichen Dank für deinen Hinweis! Leider sind die kleinen Ascomyceten bei der DBU – Kartierung offiziell ausgeklammert und sollen nicht mit bearbeitet werden. Wir werden die Arten, die wir bestimmen können oder die von Torsten Richter identifiziert wurden, natürlich mit einarbeiten. Ein Grund, warum die kleinen Schlauchpilze heraus genommen wurden, könnte sein, weil es zu wenig Experten dafür gibt. Aber das ist nur ein Gedanke von mir, der wahre Grund ist mir nicht bekannt. – Das Wetter ist weiterhin unterkühlt und es regnet zum Glück auch immer wieder. Dabei sind die Mengen regional weiterhin sehr unterschiedlich. Genauso unterschiedlich wird sich der nun allmählich beginnende, zusammengelegte Herbst- und Spätherbstaspekt entwickeln. Die besten Karten haben weiterhin die Vorpommern, aber auch bei uns gibt es inzwischen Regionen, in denen die Niederschläge schon recht ergiebig waren. Hervorzuheben ist der äußerste Nordwesten Mecklenburgs, so gab es beispielsweise um Boltenhagen herum, also im Klützer Winkel, alleine in den letzten drei Tagen an die 20 Liter pro Quadratmeter und auch davor hatte es schon nennenswert geregnet. So berichtete mir heute unser Pilzfreund Ulrich Klein, dass in dieser Region nun allmählich erste Anzeichen eines Aufbruchs zu erkennen sind. Einiges sitzt in den Startlöchern, so künden beispielsweise die noch weißen Köpfchen junger Steinpilze den bevorstehenden Durchbruch an. Wie gesagt, es wird sich sehr unterschiedlich entwickeln und auch die Erträge beispielsweise von Steinpilzen werden sehr verschieden ausfallen. Von Einzelstücken bis hin zu gut gefüllten Körben. Zunächst wird es aber noch recht zögerlich zur Sache gehen, da es weiterhin sehr kühl bleibt, aber bei uns zum Glück ohne Nachtfrost. Erst in Richtung Wochenende soll die Ströhmung auf Süd drehen und mit weiteren Regenfällen deutlich mildere Luft heranführen. Dann dürfte es bei vielen Arten kein halten mehr geben!
Dienstag, 11. Oktober – Heute habe ich mir mal die Mühe gemacht und die offiziellen Niederschlagsmengen seit dem 27. September, dem Tag, als es den ersten, nennenswerten Regen in unserem Einzugsgebiet gegeben hat, auszuwerten. Das war damals in Boltenhagen mit 8 l q/m. Bis heute sind dort 37 Liter gefallen. Zum Vergleich: in Schwerin waren es bisher 19 l, in Goldberg 21 l und in Rostock – Warnemünde 23 Liter. Hier wird deutlich, warum im Klützer Winkel bereits erste Anzeichen eines erwachenden Pilzwachstums zu erkennen sind. In den anderen Regionen traten die Niederschläge teils erst im laufe der letzten Tage auf und waren in der Summe auch deutlich geringer. Pilzgebiete, die sich bald lohnen könnten, werden wir vor allem zwischen Wismar, Lübeck und der Schalseeregion finden. Ansonsten wird es zwar auch allmählich etwas besser, größeres ist hier wohl aber zunächst nicht zu erwarten. Regennachschub kann es in den nächsten Tagen vor allem in den küstennahen Gebieten geben oder am Wochenende entlang einer sich ausbildenden Luftmassengrenze entlang der Elbe. Somit wird die aus Südwesten einfließende Warmluft bei uns durch den verstärkten Zustrom kontinentaler Kaltluft ausgebremst. Erst im laufe der nächsten Woche könnten auch wir mit höheren Temperaturen rechnen. Entlang dieser Luftmassengrenze werden sich Regenfälle ausbilden, die aus jetziger Sicht wieder vor allem die westlichen und nordwestlichen Bereiche unseres Einzugsgebietes beehren könnten. Die westlichsten und nordwestlichsten Teile Mecklenburgs werden also voraussichtlich weiteren Regennachschub bekommen, die dem allgemeinen Pilzaufbruch in dieser Region zugute kommen werden.
Mittwoch, 12. Oktober – Heute war ich zu 15.00 Uhr mit Mitgliedern der Wismarer Adventgemeinde zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Da unsere Wälder derzeit allgemein ein trostloses Bild abgeben, war es im Prinzip egal, in welchen Wald wir fahren. Da heute mein Exkursionstag war und der Messtischblatt – Quadrant 2136/2 auf dem Programm stand, fuhren wir in dieses Gebiet. Hier befindet sich ein Teilbereich der Neukloster Forst zwischen Lübberstorf und Göllin. Überwiegend Buchenwälder auf gehaltvolleren Böden und auch eines unserer besseren Wälder im näheren Bereich. Das höchstwahrscheinlich keine Pilzmahlzeit heraus springt, habe ich gleich zu Beginn deutlich gemacht. Und so kam es auch. Von einem pilztechnischen Aufbruch war hier kaum etwas zu spüren. Dennoch gab es einiges kennenzulernen und der Langstielige Knoblauchschwindling wurde von dem einen oder anderen als Würzpilz willkommen geheißen und als leicht wieder erkennbare Art wohl auch in den Gesichtskreis der künftig zu sammelnden Speisepilze aufgenommen. Ich verband heute also eine Lehrwanderung mit einer Kartierungsexkursion. Folgende Arten wurden notiert: Langstieliger Knoblauchschwindling, Schmetterlingstramete, Waldfreund – Rübling, Dickschaliger Kartoffelbovist. Birkenblättling, Buckel – Tramete, Schuppiger Träuschling, Striegelige Tramete, Trockener Schneckling, Rosablättriger Helmling, Gelber Knollenblätterpilz, Porphyrbrauner Wulstling, Langstieliger Schleimfuß, Purpurschwarzer Täubling, Gelbweißer Täubling, Weißstieliges Stockschwämmchen, Wurzel – Schleimrübling, Großer Bluthelmling, Weinrötlicher Zwerg – Champignon, Scharfer Honig – Täubling, Flacher Lackporling und Rehbrauner Dachpilz. – Unterdessen weiß unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski kaum noch, wo sie mit allen ihren Speisepilzen hin soll, so dass sie auch an mich gedacht hat und ihr Mann Wilhelm mir morgen reichlich Maronen zum trocknen lang bringen wird. Maronen auf Schritt und Tritt, Unmengen von Butterpilzen längst der Waldwege und eine Artenfülle, von der man anderswo nur träumen kann. Der Wald ist bunt, so wie es sich zu allerbester Pilzzeit auch gehört! Beide waren heute wieder im Elbegebiet, in den dortigen, sandigen Kiefernwäldern unterwegs. Eine wahre Schwämme hat hier inzwischen eingesetzt. Dabei bleibt aber zu bedenken, diese Region wurde bereits Ende August mit reichlich Regen bedacht und daher konnte sich inzwischen ein solides Pilzaufkommen entwickeln. Des weiteren informierte mich Pilzberater Alexander Glomb, dass aus der Schaalseeregion b.z.w. dem südöstlichen Schleswig – Holstein mit dem dort nun einsetzenden Pilzwachstum bereits der erste schwere Vergiftungsfall gemeldet wurde. Eine Frau wurde mit starken Vergiftungssymptomen in eine Klinik eingeliefert und war nicht mehr ansprechbar. Aufgrund der festgestellten Symptomatik ist von einer Pantherpilz – Vergiftung auszugehen. Die rauschartigen Zustände gipfeln meist in Bewußtlosigkeit. Nach etwa 15 Stunden erwachen die Patienten in der Regel aus ihrem Tiefschlaf und können sich an die Geschehnisse kaum erinnern, ähnlich einem starken Alkohol – Rausch.
Donnerstag, 13. Oktober – Zunächst eine gute Nachricht. Der Vergifteten, von der ich gestern berichtete, geht es allmählich wieder besser. Essensreste wurden im Labor untersucht und es konnten eindeutig Pantherpilze nachgewiesen werden, aber auch Perlpilz – Sporen sollen enthalten gewesen sein, wie mir Alexander Glomb mitteilte. Hier wurde offensichtlich im Sammeleifer nicht jeder Pilz genau angeschaut, denn Perl- und Pantherpilze können durchaus zusammen am selben Standort wachsen, insbesondere wenn Eichen in der Nähe sind. Im schlimmsten Fall können dann auch noch Grüne Knollenblätterpilze auftauchen. Ich kenne einige, derartige Standorte. – Heute morgen brachte mir Wilhelm Boniakowski, die bessere Hälfte von Angelika, einige Kilo wunderbarer Maronen – Röhrlinge vorbei, die ich sogleich auf den Trockener schnitt. Er ist eigentlich nicht der große Pilzsucher, aber dieses mal hat es auch ihm richtig Spaß gemacht. Es macht einfach Laune, wenn es etwas einzusammeln gibt und man nicht lange suchen braucht. Außerdem ist es immer wieder ein schöner Anblick, wenn ganze Nester dieser kastanienbraunen Röhrlinge im Moos oder in der Nadelstreu auftauchen. Noch einmal ganz herzlichen Dank für die schönen Pilze, ich kann sie gut gebrauchen! – Ab morgen startet nun unserer herbstliches „Pilzwochenende in Mecklenburg“. Leider sind wir nur eine kleine Truppe. Es haben sich bis zum Moment nur fünf Interessierte Angemeldet. Damit ist genau die Norm erreicht, die wir als Untergrenze für unser kleines Pilzseminar ausgewählt haben. Ich denke, dass geringe Interesse ist in erster Linie der diesjährigen Pilzarmut geschuldet. Wir werden das Beste draus machen und ich denke, ganz so trübe wie in den vorangegangenen Wochen sollte es nicht mehr an der Pilzfront aussehen, wenn auch weiterhin deutlich unter dem Niveau, was man für Mitte Oktober erwarten kann. – Beim Wetter soll nun allmählich Bewegung aufkommen. Das Skandinavien – Hoch, dass uns ständig mit kühler, zum Glück aber feuchter und regnerischer Luft versorgt hat, weicht etwas zurück und von Südwesten kann sich bis Sonntag deutlich mildere Luft auch bis zu uns durchsetzen. Gelegentliche Regenfälle sollen auch weiterhin dabei sein, so dass der allgemeine Aufwärtstrend bei den Pilzen anhalten und bald auch etwas deutlicher zu Tage treten dürfte. Bevorzugt allerdings an lichteren Standorten. So auch in den Maronen – Gebieten in Elbnähe. Unsere Pilzfreunde haben in den lichteren Kiefernwäldern reichlich Frischpilze gefunden und schauten interessehalber auch mal in einem dortigen Buchenwaldstück nach. Sie konnten nicht einen Frischpilz entdecken! Die noch dicht belaubten Baumkronen haben viel Feuchtigkeit abgehalten und hier werden wir vorläufig auch nicht viel erwarten können. Der große Boom in unseren Buchenwäldern wird wohl in diesem Herbst weitgehend ausbleiben, zumindest in den Regionen, wo die bisherigen Niederschläge eher dürftig ausgefallen sind.
Freitag, 14. Oktober – Heute begann in Keez unser herbstliches „Pilzwochenende in Mecklenburg“. Es war in diesem Jahr nur eine kleine Gruppe Pilzinteressierter, die sich durchgerungen hatte, an unserem kleinen Seminar teilzunehmen. Wir haben die Mindestteilnehmerzahl von fünf Leuten erreicht, so dass wir wie geplant unser pilziges Wochenende starten konnten. Und da war heute Theorie angesagt. Diesen Teil übernahm wie gewohnt unser Vereinsmitglied Ulrich Klein. Mit seinem Power – Point – Vortag vermittelte er viel Wissen rund um das immer noch geheimnisvolle Reich der Pilze. Im Außenbereich haben wir eine kleine Pilzausstellung aufgebaut und dazu wurden auch teils seltene Exponate von den Teilnehmern mitgebracht. Für das leibliche Wohl sorgte unsere gute Seele Irena, so dass jeder nach Herzenslust schlemmen konnte. Nach dem Abendbrot saßen wir noch bei Kerzenschein und Pils zusammen und genossen Impressionen per Beamer aus der letzten Saison.
Sonnabend, 15. Oktober – Bei kühlem und regnerischem Wetter standen heute Exkursionen an. Am Vormittag ging es durch die Jülchendorfer Buchen bis hinüber zu den Kobander Tannen. Dadurch konnten wir jeweils besseren Buchenwald und sandigen Nadelwald abdecken. Für eine Lehrexkursion gab es einiges zu entdecken, für die Speisepilzfreunde wäre es eher bitter ausgegangen. Häufig waren verschiedene Kleinarten wie Helmlinge, Mürblinge, Rüblinge oder Schwindlinge. Der Hit war der Langstielige Knoblauch – Schwindling. Dann ging es in den Nadelwald, wo wir zunächst eine interessante, kalkhaltige Stelle durchsuchten, an der es beispielsweise auch Edel- und Fichtenreizker gibt und im weiteren Verlauf auf saurem Untergrund in ein „Maronen Gebiet“. Von Reizkern und überhaupt von der Artenvielfalt, die hier ansonsten um diese Zeit herrscht, keine Spur. Das Maronen – Gebiet wurde allerdings durch ein Exemplar bestätigt. Vielseitiger war also der Buchenwald. Deshalb entschlossen wir uns nach dem Mittagessen in einen weiteren Laubwald zu fahren, dem Schlemminer Staatsforst. Auch hier ließ die Vielfalt zwar zu wünschen übrig, aber bereits beim aussteigen aus den Autos begrüßten uns Schopftintlinge und diverse weitere Arten, so dass wir das Gefühl hatten, den richtigen Wald angesteuert zu haben. Als dann der erste, knackige Steinpilz vor uns stand (weitere sollten folgen), hellte sich die Stimmung zusätzlich auf, denn damit hatte niemand von uns gerechnet. Nach unserer Ankunft in Keez und nach dem Abendbrot ging es an die Bestimmungsarbeit. Die verschiedenen Fundstücke wurden auf Papptellern geordnet und danach Schritt für Schritt besprochen und bestimmt. Wir kamen auf etwa 80 Arten und das war für den bis jetzt so armen Pilzherbst schon eine ordentliche Leistung.
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