Öffentliche Pilzlehrwanderung
Osterwanderung durch den Forst Weiße Krug bei Warin
Überwiegend sandige Nadelwälder dominieren den Forst Weiße Krug bei Warin, durch den unsere heutige Frühlingswanderung führte.
Die zweite Pilzwanderung der Saison führte uns durch den Forst Weiße Krug, nicht zu verwechseln mit dem Revier Weiße Krug zwischen Warin und Blankenberg. Er steht auf sandigen Böden und ist überwiegend mit Kiefern, Fichten, Eichen, Buchen und Birken bewachsen. Teilweise trägt das Gebiet auch heideartigen Charakter. Hier begegneten uns heute überraschend viele Frischpilzarten und auch die hier zu erwartenden Frühjahrslorcheln waren dabei. Sie sind Mitte April in der Regel bereits auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung, während es für die wabenartigen Morcheln meist noch einige Tage zu früh ist. Nicht so in diesem Jahr. Die Natur hat etwa einen 14 – tägigen Vorsprung und einige warme Tage in den zurückliegenden Wochen sowie ausreichende Niederschläge haben auch sie inzwischen aus der Reserve gelockt. Auch die Anzahl weiterer Frischpilzarten war für die noch frühe Jahreszeit recht beachtlich und auch einige essbare wie Stockschwämmchen oder Zapfen – Rüblinge waren dabei. So können wir am Ende auf eine lehrreiche und erfolgreiche Frühlingswanderung zurück blicken, trotz des feuchten und teils regnerischen Wetters. Hier einige Bilder von heute:
Gleich zu Beginn stimmte uns Pilzberater Klaus Warning aus Bützow wie so oft mit einigen Frischpilzen auf die Wanderung ein. Diese wunderschöne Speisemorchel (Morchella esculenta) hat er auf der Anfahrt während eines kurzen Zwischenstopps in Sternberg gefunden.
Neben weiteren Morcheln hatte er auch einige Morchelbecherlinge (Disciotes venosa) dabei. Die großen, mit den Morcheln nah verwandten, becherlingsartigen Schlauchpilze riechen roh charakteristisch nach Chlor. Der unangenehme Geruch geht bei der Zubereitung verloren und man darf sich auf ein zartfleischiges Pilzgericht von feinem Aroma freuen.
Auf geht`s in den neblig – trüben, feuchten Frühlingswald. Ansich Pilzwetter vom feinsten!
Was sich auch schnell bestätigte. Die Truppe hat etwas entdeckt!
Ein taufrischer Rötel – Ritterling! Ja, was sucht denn der jetzt hier, es ist doch nicht Herbst? Das macht nichts, Herbstpilze können gelegentlich auch im Frühling wachsen. Es handelt sich um den Schmutzigen Rötel – Ritterling (Lepista sordida). Ein nah Verwandter des Violetten Rötel – Ritterlings, ihm fehlt aber u. a. der süßlich aromatische Geruch. Essbar ist aber auch er.
Nur wenig später büschelweise weitere Frischpilze, die wir durchaus auch aus dem Herbst kennen. Giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Wir können sie fast ganzjährig an Laub- und Nadelholzstubben und deren Wurzelausläufer finden.
Essbare Zapfen – Rüblinge (Strobilurus spec.) tauchten heute sowohl an modrigen Fichten- wie auch Kiefernzapfen auf. Besonders den Fichten – Zapfenrübling finden wir mitunter in Massen im Herbst und dann wieder im zeitigen Frühling. Die an Kiefernzapfen vorwiegend im Frühling und Frühsommer.
Am Wegrand zu einer Wiese dieser Düngerling, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um den häufigen und auch schon früh im Jahr auftauchenden Rußbraunen Düngerling (Panaeolus firmicola) handelt.
Düngerlinge gehören zu den Dunkelsporern und ähneln den essbaren Mürblingen. Die Lamellen sind aber im Schnitt meist gescheckt oder fast marmoriert, da die Sporen an ihnen unterschiedlich reifen. Zum anderen können sie giftig sein, so wurde laut Erhard Ludwig auch in dieser Art bei einigen Kollektionen die Rauschgifte Psilocybin und Psilocin gefunden.
Am Wegesrand im Mischwald dann auch schon die ersten jungen Maipilze (Calocybe gambosa). Geht es in den nächsten Wochen eher feucht weiter, dürfen wir in diesem Jahr mit einer guten Maipilz – Ernte rechnen.
Nicht nur Zapfenrüblinge, auch diese Ohrlöffelpilze (Auriscalpium vulgare) besiedeln gerne die alten, bereits im Waldboden verborgenen Kiefernzapfen. Die Ohrförmigen, bis max. 2 cm breiten, dunkelbraunen Hüte und die Stacheln auf deren Unterseite lassen diesen im Detail sehr schönen Pilz leicht erkennen. Ungenießbar.
Einer der häufigsten Frühlingsarten ist in feuchteren Laubwäldern der Schmalblättrige- oder Frühlingsmürbling (Psathyrella spadiceogrisea). Essbar.
Sie waren heute in besonders schönen und üppigen Exemplaren vertreten und landeten dadurch auch in den Sammelbehältnissen.
Und boten sich auch für ein nettes Fotomotiv nicht nur für mich an.
Auch als stimmungsvolles Standortfoto. Frühlingsmürbling (Psathyrella spadiceogrisea).
Da muss auch Ulrich Klein nochmal draufhalten.
An altem Laubholz einige auch nicht mehr ganz so frische Herbe Zwergknäulinge (Panellus stypticus). Die kleinen, zähfleischen Holzpilze mit den dicht gedrängten Lamellen schmecken bitter und sind daher zum Verspeisen untauglich.
Und weiter führt uns der Weg durch den Kiefern – Jungwald.
Eine doch schon für diesen dünnen Birkenast ungewöhnliche Größe erzielte dieser Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius).
Auf den ersten Blick vermuteten wir hier das Frühlings – Samthäubchen, aber es ist keine Ringzone vorhanden. Folglich handelt es sich um eine andere Art dieser Gattung.
Nur wenige Minuten später dann aber das echte Frühlings – Samthäubchen (Conocybe aporos), mitten auf dem grasigen Waldweg. Die Ringzone ist mehr als deutlich zu erkennen. Giftig oder zumindest verdächtig.
Diese einzeln an einem grasigen Nadelwaldweg wachsenden Helmling rochen stark alkalisch oder jodartig. Die gehören also in die schwach giftige Gruppe der Nitrathelmlinge, von denen es mehrere Arten gibt. Hier könnte es sich um den Nitrathelmling (Mycena capillaripes) handeln. Nach Bon eine seltene Rote Liste Art.
Und dann war es soweit. Der Star der heutigen Pilzwanderung ist gefunden. Die giftige Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta). Hirnartig gewundene Hutstrukturen unterscheiden sie deutlich von den Wabenstrukturen der essbaren Morcheln.
In Gesellschaft von Grünblättrigen Schwefelköpfen wagte sich ein einzelner, noch sehr junger Ziegelroter Schwefelkopf (Hypholoma lateritium) heraus. Auch ihn kennen wir hauptsächlich aus dem Herbst. Ohne Speisewert.
An alten Eichenästen finden wir häufig den resupinaten Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina).
Auch dieser Gemeine Violettporling (Trichaptum abietinum) hat in diesem Fall ein resupinates Wachstum, was bedeutet, dass er flächig dem Substrat aufliegt.
Viel häufiger finden wir ihn aber in dieser Form, mit deutlich ausgebildeten, abstehenden Hutkannten an Nadelholz.
Und dann in einem feuchteren Weidengebüsch mehrere kleinere Büschel der leckeren Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis). Die rissig schuppige Hutstruktur ist dem starken Wind der letzten Tage geschuldet und gehört nicht zu den typischen Merkmalen dieses Edelpilzes.
An den alten Weidenästen wiederum flächige, resupinate Überzüge. In diesem Fall vom Tabakbraunen Borstenscheibling (Hymenochaete tabacina).
Der Kreis unserer Rundwanderung hat sich geschlossen und wir sehen dem Ende entgegen.
Und da Ostern ist hat unsere gute Seele Irena zum Schluss noch für jeden ein oder auch zwei Stückchen Früchtekuchen und warmen Kaffee im Angebot.
Gegen Mittag endete unsere Ostertour und alle stellten sich beim inzwischen wieder einsetzenden Regen zu unserem obligatorischen Gruppenfoto zusammen. Ich denke, wir erlebten heute für die frühe Jahreszeit eine wirklich sehr interessante und vielseitige Pilzwanderung.
Mit diesem tollen Morchel – Arrangement, das Irena und Jonas für uns zusammen gestellt haben, möchten wir allen Pilzfreunden ein schönes Osterfest wünschen. Es handelt sich um Spitzmorcheln (Morchella elata).
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!