Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch den Großherzoglichen Forst Tankenhagen
Nicht nur Buchenwald mit zahlreichen Waldtümpeln, auch einzelne Nadelwaldbereiche und Erlenbrüche gehören zu diesem interessanten Waldgebiet.
Wir befinden uns bereits im Vollfrühling und die Landschaft blüht und grünt aller Orten, so dass es eine Wonne ist, um diese Zeit durch die erwachende Natur zu wandern. An der Pilzfront gibt es nun schon einiges zu entdecken. Während Frühjahrs – Lorcheln und Morcheln allmählich abklingen, sind im Mai vor allem die beliebten und ergiebigen Maipilze, auch Mai – Ritterling oder Mai – Schönkopf genannt, die wichtigsten Speisepilze. Sie wachsen nun oft in großen Hexenringen in Wäldern. Parkanlagen, Gärten, Schlehenhecken u. a. Standorten. Der sahneweißliche Pilz besitzt einen intensiven Geruch nach Mehl oder frischen Gurken. Er sollte vor dem Verzehr kurz blanchiert werden, um seinen sonst zu intensiven Geschmack etwas abzumildern. Mehrere Hexenringe konnten wir heute von ihm in bester Qualität ernten.
Maipilze (Calocybe gambosa) wie man sie sich schöner kaum wünschen kann, heute im Wald bei Tankenhagen am Standort fotografiert.
Auch gibt es zu dieser Zeit unter Rosengewächsen einen weiteren, guten Speisepilz, den Schild – Rötling, den wir heute leider, trotz entsprechender Standorte, nicht entdecken konnten. Zwar steht auf einer Pilzwanderung der Lernaspekt im Vordergrund, sind aber genügend Speisepilze, so wie heute, im Angebot, dürfen sich natürlich auch die Körbe der Teilnehmer mit mehr oder weniger leckeren Köstlichkeiten aus Wald und Flur füllen. Hier weitere Bilder von heute:
Neben Maipilzen brachte uns ein Teilnehmer aus Bad Kleinen auch diesen Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis) zum zeigen und vorstellen mit.
Gleich beim Start stimmte uns dieser filigrane Tintling (Coprinus spec.) am Wegesrand auf die heutige Wanderung ein.
Der Wald ist nicht mehr fern.
Am Waldesrand mussten wir uns erst einmal einen Weg durch diese Holztransporter ebnen.
Weitere Baumstämme warten auf den Abtransport. Wie fast in jedem unserer Wälder und Forste wird seit Jahren erbarmungslos Holz eingeschlagen und offensichtlich ist kein Ende in Sicht. Gewinn – Maximierung in der Forstwirtschaft auf Kosten von uns allen. Schöne, alte Wälder wird es bald kaum noch geben, es sei denn, man stellt sie unter Schutz und dann wird auch uns fast alles verboten. „Wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“ Weissagung der Cree – Indianer.
Immerhin erhöhen Baumstubben noch die Vielfalt unserer Pilzflora. So fanden wir an ihnen heute diese Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus). Es sind noch recht junge, zarte Fruchtkörper, die gegessen werden können. Später werden sie zäh und ledrig.
Zur gleichen Gattung gehört der Maiporling (Polyporus lepideus). Er ist von Anfang an zäh und ungenießbar. Der Pilz fruktifiziert ebenfalls an Laubholz.
Der Schwarzrote Porling (Polyporus badius) ist der dritte im Bunde aus der Gattung der Stielporlinge (Polyporus) die wir hier vorstellen. Des weiteren waren noch zwei Sklerotienporlinge vertreten, die aber nicht sehr fotogen waren. Gezeigte Art wächst ebenfalls an Laubholz und ist ungenießbar.
Auch Dachpilze besiedeln totes Holz. Die Freiblättler besitzen zunächst weiße Lamellen, die bei Sporenreifung fleischfarben werden.
Der Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) ist hingegen ein aggressiver Holzzerstörer, der die Baumwurzeln, insbesondere von Fichten, angreift und im Stamm viele Meter aufsteigen kann und zu einer Rotfäule führt.
Schön sind die insgesamt dominierenden, schwefelgelben Farben auf Hut und Stiel bei den Grünblättrigen Schwefelköpfen (Hypholoma fasciculare) zu erkennen. Giftig!
Ein schöner, frischer Becherling auf morschem Holz.
Es dürfte sich um den Kurzstieligen Holzbecherling (Peziza micropus) handeln. Unser Lorchel- und zunehmend auch Becherlingsexperte Christian Ehmke merkte an, dass es sich auch um einen jungen Buchenwald – Becherling (Peziza arvernensis) handeln könnte.
Schön sind die namensgebenden, glimmerigen Schüppchen auf den Hüten dieser jungen Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) zu erkennen. In diesem Zustand essbar, aber ohne Alkohol.
Daneben ein Büschel der gleichen Art im Reifestadium. Vom Glimmer ist nicht mehr viel zu erkennen. Die Hüte werden schwarz und gehen in Autolyse über.
Was machen, wenn man gerade einmal nicht so gut zu Fuß ist, aber trotzdem an einer Wanderung teilnehmen möchte? Ein fahrbarer Untersatz mit elektronischem Antrieb machts möglich. So wie bei Sabine aus Schwerin. Allerdings dann nur auf den Wegen.
Ob es sich bei diesen Schlauchpilzen um Kastanienbraue Becherlinge (Peziza badia) handelt, kann wohl eindeutig nur das Mikroskop klären. Christian Ehmke hält die Pilze eher für Riesenbecherlinge (Peziza varia).
Diese Pilze erinnern mich eher an den Blasigen Becherling (Peziza vesiculosa). Es waren Holzreste mit am Standort. Christian Ehmke ist jedoch eher für den Buchenwald – Becherlinge (Peziza arvernensis). Mikroskopieren ist also bei der genauen Bestimmung vieler Becherlinge unerlässlich.
Ungewöhnlich üppig mit bis zu 7 cm breiten Hüten und 10 cm langen stielen fielen diese Frühlings – Glockenschüpplinge oder Frühlings- Samthäubchen (Pholiotina aporos) aus. Sie wuchsen in der tiefen Laubstreu des Buchenwaldes. Typisch ist die satte rot – bis tabakbraune Färbung des Hutes mit stumpfer, noch etwas dunkler braunen Hutmitte und der hellere Stiel mit dem deutlichen, oberseits gerieften Ring. Giftverdächtig.
Eine interessante Hutstruktur weist dieser vorjärige Löwengelben Porling (Polyporus varius) auf. Er gehört in die oben schon näher vorgestellte Gattung der Stielporlinge. Ungenießbar.
Nah mit Becherlingen, Lorcheln und Morcheln verwandt ist das Buchenfruchtschalen – Holzkeulchen (Xylaria carpophila). Wir finden es sehr häufig an feucht liegenden Schalen von Bucheckern, insbesondere, wenn diese tief unter Falllaub liegen.
Diese Relikte von Käppchen – Morcheln weisen uns darauf hin, das sich die diesjährige Morchel – Saison dem Ende nähert.
Mehrere Hexenringe von Maipilzen füllten zum Schluss die Körbe.
Mehr geht kaum rein, eine stolze Ernte!
Unser Abschlussfoto. Ursprünglich zählten wir neun Teilnehmer, aber ein Pilzfreund aus Bad Kleinen verabschiedete sich schon früher, da er in Lübeck noch etwas zu erledigen hatte. 13.05.2017 im ehemaligen Großherzoglichen Forst Tankenhagen.
Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!