23. Mai 2017 – Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V.
70 Jahre Pilzberatung in Wismar
Am Dienstag, dem 23. Mai 2017, luden wir zu 18.00 Uhr in das TGZ – Technologie- und Gewerbezentrum, Alter Holzhafen 19, in 23966 Wismar ein.
Auf Anregung des Vorstandes der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wurde Anfang des Jahres beschlossen, aufgrund der jahrzehntelangen, vorbildlichen Absicherung der Pilzberatung im Raum Wismar, eine informative und retrospektive Feierstunde zu begehen. Soweit wir es zurückverfolgen können, gibt es die Pilzberatungsstelle in unserer Hansestadt schon seit der Nachkriegszeit, spätestens jedoch seit den 1950er Jahren. Zunächst in einer kleinen Räumlichkeit des Wismarer Rathauses, aber schon bald mit einer richtigen Geschäftsstelle in Form eines Ladenlokals in bester zentraler Lage. Dazu gehörig ein Schaufenster in dem ständig Frischpilzausstellungen über die aktuelle Lage an der Pilzfront informierten und natürlich eine Gegenüberstellung der wichtigsten Speise- und Giftpilze erfolgte. Ein zeitaufwändiges Unterfangen, auf das ich mich vor allem in den 1980er und 90er Jahren spezialisierte. Ich (Reinhold Krakow) stieg hier im Jahre 1981 mit ein.
Nachdem es mit Unterstützung des Gesundheits- und Umweltamtes noch viele Jahre nach der Wende weiter gehen konnte, war Ende 2002 plötzlich Schluß. Die Stadt sah keine Möglichkeit mehr, die Pilzberatungsstelle in der bisherigen Form zu unterhalten. Nach Resignation und Arbeitslosigkeit reifte bei mir die Idee, ein mykologisches Informationszentrum aus Privatinitiative heraus und mit Unterstützung der Agentur für Arbeit entstehen zu lassen. Ich mietete mir ein Ladenlokal an und ab September 2003 gab es für die Wismarer Pilz – und Naturfreunde wieder einen Anlaufpunkt. Der „Steinpilz – Wismar“ war geboren.
Nahezu zeitgleich wurde die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. aus der Taufe gehoben und ich wurde Mitglied. Es entwickelte sich die Gruppe der Pilzfreunde unter dem Dach des Vereins, die zusammen mit der Plattdeutsch – Runde die beiden tragenden Säulen der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. bilden. Die Zahl der Mitglieder unserer Pilzgruppe hat sich derzeit auf etwa 40 eingepegelt. Dabei konnten wir beispielsweise auch Pilzfreunde aus Hamburg, Berlin, Lübeck, Schwerin, Düsseldorf, Grevesmühlen, Arpshagen, Bad Kleinen, Bargteheide u. a. Orten gewinnen.
Auf der Internetseite www.steinpilz-wismar.de werden unsere Aktivitäten seit dem Jahre 2009 dokumentiert und wir haben dadurch auch einen gewissen Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen Raum erlangen können. Trotz vieler Unwegbarkeiten ist es uns gelungen, den „Steinpilz – Wismar“ bis zum heutigen Tag zu erhalten. Nicht zu vergessen, das wichtigste dabei ist die Verhinderung von Pilzvergiftungen, also die Pilzberatung und Aufklärung. Es sind geregelte Sprechzeiten vorhanden, die gerne von den Bürgern genutzt werden. Viele tausend Beratungen konnten durchgeführt und natürlich auch unzählige ungenießbare und giftige Arten aus den Sammelkörben heraus gefischt werden. In Notfällen müssen wir Ärzten und Kliniken mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kartierung von Großpilzen in unserer Region. Erkenntnisse daraus sind beispielsweise in die Roten Listen der gefährdeten Großpilze Mecklenburg – Vorpommerns eingeflossen. Das städtische Umweltamt brachte bereits im Jahre 1995 die Broschüre „Großpilze der Hansestadt Wismar“ heraus. Intensiv kartiert wurde und wird der Nordwestmecklenburger Raum etwa seit 1990 von Benno Westphal, Jürgen Schwik, Brigitte Schurig und Reinhold Krakow. Wie stark unsere Region bereits im Hinblick auf die Verbreitung vieler Großpilzarten untersucht wurde, ist beispielsweise auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, kurz DGfM, ersichtlich. Siehe untere Verlinkung „Pilzkartierung M-V“. Im Suchfeld den wissenschaftlichen oder deutschen Namen eingeben! Auch auf unserer Internetseite stelle ich nach und nach Daten und Verbreitungskarten meiner Kartei ein. Mit dem Pilzverein „Heinrich Sternberg Rehna e.V.“ sind wir freundschaftlich verbunden und treffen uns beispielsweise einmal jährlich am Roten See bei Brüel zu gemeinsamen Exkursionen. Vereinsfreundin Irena Dombrowa bietet Lehrgänge zum Fischereischein an, die zusätzlich der Finanzierung unseres Informationszentrums zu gute kommen.
Das Programm
- Begrüßung der Gäste mit kleiner musikalischer Umrahmung.
- Vortag von Dr. med. Oliver Duty vom Landesgesundheitsamt zum Thema Pilzberatung in Mecklenburg – Vorpommern, die bundesweit in ihrer Form einmalig ist. Er ist zugleich Landespilzsachverständiger und koordiniert die Aufgaben aller in unserem Bundesland tätigen Pilzberater.
- Ulrich Klein und Reinhold Krakow gingen im Anschluss mit einer Power – Point – Präsentation auf die Geschichte der Pilzberatung in Wismar ein, soweit wir es zurückverfolgen können.
Zu dieser öffentlichen Veranstaltung waren alle herzlich eingeladen, die Hintergründe und wissenswertes über die jahrzehntelange Pilzberatungstätigkeit in Wismar und in Mecklenburg – Vorpommern erfahren wollten und denen es am Herzen lag, dass dieses auch in Zukunft so bleiben mag. Wir konnten die vorhandene Beamer – Technik nutzen und unsere PowerPoint – Präsentation wurde zu einem echten Erlebnis.