Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch den Gadebuscher Stadtwald
Der Startschuss ist gefallen.
Der Pilzfrühling endet nun und Mitte Juni beginnt in der Aspekt – Abfolge eines Pilzjahres der Frühsommer. Die kurze Phase dauert bis zum Beginn des Hochsommers an und wird vor allem von Breitblättrigen- und Waldfreund – Rüblingen, Hochgerippten Lorcheln aber auch ersten Perlpilzen, Grauen Wulstlingen und Täublingen bestimmt. Erste Pfifferlinge sind zu finden. Delikate Hexen – Röhrlinge und Sommersteinpilze können die Herzen der Mykophagen höher schlagen lassen. Sommersteinpilze erlebten beispielsweise genau vor einem Jahr um diese Zeit in unseren besseren Buchenwäldern eine richtige Schwämme und auch derzeit läuft wieder ein Wachstumsschub dieser beliebten Dickröhrlinge. Durch den extrem pilzarmen Herbst 2016 ist in dieser Saison, sofern die Witterung mitspielt, durchaus mit Überraschungen zu rechnen. Die Tour dauerte bis zum frühen Nachmittag an. Die Wanderung leitete Reinhold Krakow vom Steinpilz – Wismar. Hier einige Bilder von heute:
Gleich zum Start die erste Erläuterung zu diesem Rehbraunen Dachpilz (Pluteus atricapillus). Er gehört als Holzbewohner zu den Freiblättlern und seine anfangs weißen Lamellen verfärben sich bei zunehmender Reifung fleischrötlich. Essbar.
Einen Holzbewohner sehen wir auch hier. Nur gehört er zu einer ganz anderen Gruppe, nämlich zu den Porlingen. Allerdings ist er durch sein lamellig – labyrintsches Hymenophor bestens von anderen Porlingen zu unterscheiden. Sein Substrat ist immer Eichenholz. Es handelt sich um den Eichen – Wirrling (Daedalea quercina). Ungenießbar, aber bestens zum Basteln geeignet, daher gelegentlich auch in Baumärkten oder Bastelläden erhältlich.
Ungewöhnlich farbfreudig präsentiert sich die veralgte Oberfläche dieser Buckel – Tramete (Trametes gibbosa). Ungenießbar.
Wirklich breite Blätter zeigt uns hier der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla). Sein Speisewert ist umstritten. Von essbar mit gutem Geschmack über ungenießbar bis giftig reicht die Palette. Ob er in den Sammelkorb wandern soll, muss jeder für sich entscheiden.
An einer ausgehagerten Weg – Böschung des Buchenwaldes relativ kleine, der größeren Becherlinge. Entweder zur Gattung Peziza oder Tarzetta gehörig.
Hier zwei Vertreter der umfangreichen Gattung der Helmlinge. Dort gehören sie in die Gruppe der leicht giftigen Rettich – Helmlinge, von denen heute zwei Arten vertreten waren. Zu sehen ist die Typus – Art der Gruppe, der Rettich – Helmling (Mycena pura). Auch der Schwarzgezähnelte Rettich – Helmling war heute mehrfach vertreten.
Kurzmoosige Hangterrassen beherbergten Pfifferlings – Brut und junge Sommersteinpilz.
Junger Sommersteinpilz (Boletus reticulatus). Sommersteinpilze finden wir von Mai bis September, selten noch im Oktober, unter Eichen und Buchen. Echte Steinpilze wachsen von Mitte Juni bis November im Laub- und Nadelwald.
Der in Buchenwäldern ab Mai häufige Buchenwald – Wasserfuß (Hydropus subalpinus) gehört, wie gut zu erkennen, zu den Faserblätterpilzen. Ohne Speisewert.
Ein Hexenei der Stinkmorchel (Phallus impudicus) schiebt sich aus dem Waldboden. Die Gallertschicht liegt, aus welchen Gründen auch immer, offen. In diesem Zustand kann der Pilz noch gegessen werden und steht bei einigen Feinschmeckern hoch im Kurs.
Schneidet man das Hexenei von oben nach unten durch, so erkennt man bereits die Anlage der späteren Stinkmorchel.
Die erste Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) des Jahres. Im Gegensatz zum Rotfüßchen finden sich bei ihr keine Rottöne am Stiel. Die Röhren sind leuchtend gelb und ihr Fleisch riecht nicht säuerlich. Essbar.
Mehr oder weniger intensiv rot gefärbte Stiele, säuerlicher Geruch und rasch felderig aufspringende Huthaut sind gute Abgrenzungsmerkmale zu obig abgebildetem Pilz. Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron). Essbar.
Gold – Mistpilze (Bolbitius vitellinus) finden wir auf Pflanzenresten wie Stroh, Heu oder so wie hier, auf Sägespänen. Der zarte, häutige Pilz steht den Tintlingen nahe, geht aber nicht wie diese in Autolyse über, dass heißt, er zerfließt nicht. Ohne Speisewert.
Hierbei handelt es sich um einen Helmling, der sich durch seinen Geruch nach Chlor oder Salpetersäuredämpfen auszeichnet. Von ihnen gibt es mehrere Arten Bei unseren Pilzen könnte es sich um den Voreilenden Helmling (Mycena abramsii) handeln.
Durch die Regenfälle der letzten Tage war auch der Pilz des Jahres wieder reichlich und frisch zu finden. Er konnte heute fast wie im Winter in Menge eingesammelt werden. Judasohr (Hirneola auricula – judae).
Auch der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica) ist uns aus dem Winterhalbjahr bestens bekannt.
Dieser Tage ist der Lilablättrige Mürbling oder Behangene Faserling (Psathyrella candolleana) das erste mal in diesem Jahr erschienen. Bis zum Herbst kann er nach Regenfällen um mulmiges Holz herum in großen Scharen auftreten. Typisch sind die lilagrauen Lamellen, der weißbehangene Hutrand und die den Mürblingen zu eigene Brüchigkeit. Der Kenner freut sich, denn der Suppenpilz soll ein ausgezeichnetes Aroma besitzen.
In der Nadelstreu des Fichtenwaldes gibt es ab sofort oft in großen Mengen und teilweise in Hexenringen den ungenießbaren Brennenden Rübling (Collybia peronata). Sein Geschmack ist brennend scharf und sein Geruch, besonders beim Reiben der Lamellen, säuerlich, fast essigartig. Die Stielbasis ist reichlich mit der Nadelstreu verfilzt.
Eine schöne Wanderung endet. Eigentlich waren wir zwölf, aber zwei Damen haben sich bereits etwas früher verabschiedet. Auch die Fotografin ist logischerweise nicht zu sehen, was auch so gewollt war. 10. Juni 2017 im Gadebuscher Stadtwald.
Die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!