Naturkundliche Vereinsexkursion
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Exkursion durch das Grambower Moor
Das Grambower Moor am 18. Juni 2017.
Das Grambower Moor liegt zwischen den Ortschaften Wodenhof und Grambow im Landkreis Nordwestmecklenburg, unweit der Orte Wittenförden, Groß Rogahn, Stralendorf und Zülow, ganz in der Nähe zur Landeshauptstadt Schwerin. Es liegt 46 – 49 m über dem Meeresspiegel und gehört zum Schweriner Seengebiet. Nach dem Ende der letzten Eiszeit entstand hier aus Schmelzwasser ein flacher See, der bald verlandete. Vor etwa 7000 Jahren entwickelte sich allmählich ein Bruchwald und in der Folge, vor etwa 5000 Jahren, wuchsen zunehmend Torfmoose, die sich als Torfschichten ablagerten. Aus einem Verlandungsmoor entstand schließlich ein Regenmoor. Da sich Wasser anstaute, bildete sich der heutige Grambower Moorsee. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde im großen Stil Torf abgebaut. Ab 1994 begann der Förderverein „Grambower Moor e.V.“ mit der Renaturierung des wertvollen Gebietes und es wurde schließlich unter Naturschutz gestellt. Es umfasst 567 ha. Seltene Tier- und Pflanzenarten sind hier zuhause, so die Ural – Ameise, die Knäkente, die Fransenfledermaus oder die Hochmoor – Mosaikjungfer. Wollgras, Sumpfcala und Sumpfporst gedeihen hier prächtig. Wir wandten uns heute allerdings den Pilzen zu. Im Spätsommer und Herbst wird es hier sicherlich diesbezüglich richtig zur Sache gehen, aber auch heute konnten wir einiges entdecken. Wir nutzten den in Ortsnähe beginnenden Moorlehrpfad, den der Förderverein extra als Rundwanderweg durch das Naturschutzgebiet angelegt hat. Hier einige Impressionen:
Der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) war zwar auch im Exkursionsgebiet vertreten, diesen aber hatte unser Pilzfreund Jürgen Horn bereits auf der Anfahrt von Bargteheide aus entdeckt.
Gleich zu Beginn des Moorlehrpfades wurden Informationstafeln aufgestellt. Weitere Info – Tafeln finden sich entlang des Wanderweges, der vom Förderverein Grambower Moor e.V. angelegt wurde.
Wir starten.
Gleich nach den ersten Metern, unter den alten Eichen der Zuwegung zum Moor, begrüßte uns dieser wirklich stattliche Riesen – Champignon (Agaricus augustus). Die auf dem Hut braunschuppige Art gehört zu den Anis – Champignons und ist einer der edelsten Speisepilze. Die Mahlzeit für Jürgen ist mehr als gesichert.
Die vor einiger Zeit vom Blitz getroffene Eiche hat massive Schäden erlitten und kümmert nun mehr oder weniger vor sich hin.
Ausführlichere Erläuterungen zur „Blitzeiche“ und ihrer weiteren Bedeutung sind auf dieser Info – Tafel nachzulesen.
Kaum das wir das Moor erreicht haben, standen auch schon die ersten Frischpilze vor uns. Hier sehen wir zwei junge Lilablättrige Mürblinge (Psathyrella candolleana). Als Suppenpilz sollen sie vorzüglich sein. Ihr Hutrand ist besonders jung weißlich behangen, deshalb auch Behangener Faserling genannt.
Der Flache Lackporling (Ganoderma lipsiense) befindet sich in der Sporulationsphase und hat seine nähere Umgebung mit zimtfarben Sporenstaub bepudert.
Der Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus) bricht als dunkelbraunes bis schwarzes Gebilde aus den weißlichen Stämmen von Birken heraus. Als Vital- oder Heilpilz ist er sehr beliebt. Besonders in Form eines Tee – Aufgusses.
Zahlreiche Kiefern riefen auch eine Handvoll Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus) auf den Plan. Junge Fruchtkörper dieses Schmierröhrlings weisen auf der Hut – Unterseite milchige Tröpfchen auf. Guter Speisepilz.
In solchen Biotopen, mit unzähligen Moor – Birken, darf natürlich der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) nicht fehlen. Rotbuche und Birke sind seine Hauptwirte.
Mit dem Netzstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridus) hätte ich hier im Moor eigentlich nicht gerechnet. Er liebt ansonsten etwas bessere, kalkhaltigere Böden. Roh giftig, gut durchgegart allerdings essbar.
Mit dem Birkenpilz (Leccinum scabrum) und seinen verwandten Moor – Arten allerdings schon. Im Herbst dürfte es vor Birkenpilzen hier nur so wimmeln.
Perlpilze (Amanita rubescens) waren heute immer mal dabei. Schön sind die rotbräunlichen Tönungen am Fruchtkörper zu erkennen.
Steg und Sitzgelegenheit am Moorsee mit zugehörigen Erläuterungen auf einer Schautafel.
Teilweise wurde hier sogar ein kleiner Damm als Wanderweg aufgeschüttet, da es stellenweise doch recht moorastig sein kann.
Allerdings erschien uns das Gebiet heute doch über weite Strecken recht ausgetrocknet. Dennoch können hier immer wieder von Schwingrasen überzogene Feuchtstellen eingelagert sein, so dass ein Verlassen des Wanderweges durchaus lebensgefährlich werden kann.
Einfach Märchenhaft!
Der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans) kann zum Färben von Wolle Verwendung finden. Ansonsten ist er ein Giftpilz!
Eineinhalb zarte Rötlinge, ja Zärtlinge (Entoloma spec.).
Der häufige Blutmilchpilz (Lycogala epidendron) gehört zu den einzelligen Lebewesen. Verletzt man die Zelle, tritt gleichfarbige, rötliche Flüssigkeit aus – die Blutmilch. Ein Myxomycet = Schleimpilz.
Der Blaugraue Täubling (Russula parazurea) gehört zu den mild schmeckenden, also essbaren Arten der umfangreichen Gattung.
Genauso wie der Moor – Täubling (Russula claroflava), auch Chromgelber Graustiel – Täubling genannt. Wir finden diesen leuchtend gelbhütigen Täubling unter Birken auf saurem Untergrund und vor allem in Birken – Mooren.
Ungenießbar ist hingegen der Widerliche Täubling (Russula pectinatoides). Er wächst gerne unter Eichen und anderen Laubbäumen. Charakteristisch ist nicht nur sein widerlicher Geschmack, sondern auch der stark geriefte Hutrand, den er sich mit einigen nah verwandten Arten teilt.
Täublinge und Milchlinge. Gemeinsam bilden sie die Gruppe der Sprödblättler. Hier sehen wir den Flatter – Milchling (Lactarius tabidus). Die mild schmeckende Art ist zeitweise Massenpilz unter Birken und Fichten.
Dieser Wulstige Lackporling (Ganoderma adsperum) hat eine große Ausdehnung am Fuße einer alten Eiche erreicht. Er kommt zerstreut im Flach- und Hügelland vor und gilt als Schwächeparasit, der im befallenen Holz verschiedener Laubbäume eine Weißfäule auslöst. Hindernisse werden umwachsen, wenn es nicht anders geht. Ungenießbar.
Ich denke, es hat allen sehr viel Spaß gemacht diese einmalige Landschaft zu durchwandern. Wir können den Rundgang durch das Grambower Moor nur weiterempfehlen. Abschlussfoto am 18. Juni 2017.
Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!