Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch das Revier Warin am Großen Steedersee
Der Große Steedersee bei Warin. Genau hier befindet sich die bekannte Badestelle und in Höhe des Standortes dieser Aufnahme bestehen Stellflächen für unsere Autos. Hier war auch der Zweittreffpunkt unserer Wanderung.
Heute haben wir die Wälder bei Warin auf der Suche nach Sommerpilzen durchstreift. Abwechslungsreiche Laub- und Nadelforste stehen hier auf meist leichten Sandböden. Nicht nur Jungeichenbestände können mit Pfifferlingen aufwarten. Sie waren auch heute vertreten, aber leider nur in geringen Mengen. Hier und da einige Täublinge. Perlpilze oder Scheidenstreiflinge gab es kaum. So kam unterm Strich für niemanden eine vollwertige Pilzmahlzeit zustande, aber zum dazulernen reichte es allemal. Immerhin war auch der gefährlichste aller Giftpilze, der Grüne Knollenblätterpilz, vertreten. Aber es gibt Hoffnung. Steht uns in den kommenden Wochen reichlich Niederschlag zu Verfügung, kann der Sommer schon ungewöhnlich pilzreich daher kommen. Grund ist der trockene Herbst 2016. Die Tour dauerte bis zum späten Vormittag an. Hier wie immer ein kleiner Rückblick:
Ankunft auf dem Parkplatz am Großen Steedersee.
Hier begrüßten uns gleich die ersten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius).
Einen wahren „Knaller“ präsentierte uns zu Anfang Pilzberater Klaus Warning. Ein Stück aus dem Raritäten – Kabinett. Es handelt sich wahrscheinlich nicht wie anfänglich angenommen um den Orangegelben Wurzelbecherling (Sowerbyella imperialis), sondern um den Leuchtenden Wurzelbecherling (Sowerbyella rhenana). Er hat die Pilze in einem dichten und dunklen Fichtenforst auf Kalkboden gefunden. Es dürfte der Erstnachweis dieser attraktiven Pilzart für unser Bundesland sein. Der Schlauchpilz zählt in ganz Deutschland zu den größten Raritäten! Lieber Klaus, herzlichen Glückwunsch!
Hier ein Mikrobild von Ulrich Klein. Achtsporige Schläuche mit den feinwarzig punktierten Sporen. Da die schlanken Paraphysen allerdings gebogen sind, kommt S. imperialis nicht in Frage. Sowerbyella rhenana ist wohl wahrscheinlicher, da auch ab Frühling in beschriebenen Biotopen gefunden. Er ist offensichtlich noch seltener als S. imperialis.
Auch diese frischen Erdsterne, es dürfte sich um den Wimpern – Erdstern (Geastrum fimbriatum) handeln, wuchsen in besagtem Fichtenforst. Sie haben sich frisch geöffnet. Beide Arten sind normalerweise erst zum Herbst hin zu erwarten. Hier wird bereits der fast ausgefallene Pilzherbst 2016 nachgeholt und uns dürfte im diesjährigen Sommer noch so einiges ungewöhliches blühen!
Nun zur eigentlichen Wanderung. Gleich zu Beginn im Trockenrasen des Waldrandes erfreuten uns diese wertvollen Küchen – Schwindlinge (Marasmius scorodonius). Hochgeschätzt in der französischen Gourmet – Küche. Von allen Knoblauch – Schwindlingen ist er der Beste!
Vom lichten Trockenrasen geht es nun in den dicht belaubten Wald.
Da kommt nicht nur bei Klaus Freude auf. Die Stinkmorchel beeindruckt nicht nur mit ihren penetranten Duft!
In der Jungform, als Hexenei, ist sie von einigen Liebhabern als Speisepilz durchaus geschätzt.
Ausgereift aber wohl nur noch für Fliegen unwiderstehlich! Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus).
Der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca) ist hingegen als delikater Speisepilz allgemein anerkannt. Man achte auf die helle Randzone. Die Huthaut reicht nicht bis zum äußersten Rand heran.
Der Widerliche Täubling (Russula pectinatoides) gehört mit seinem stark gerieften Hutrand zur Gruppe der Kammtäublinge. Häufig finden wir an seiner Stielbasis auch Rötungen. Ungenießbar.
Der aus kartierungstechnischer Sicht beste Fund der heutigen Wanderung war dieser Krummstiel – Schüppling (Pholiota tuberculosa) auf einem Buchenast. Die recht seltene Rote Liste Art wurde durch unsere, seit vielen Jahren intensive Kartierungstätigkeit im Westmecklenburger Raum, inzwischen zerstreut nachgewiesen. Ungenießbar.
Dem Falschen Rotfuß – Röhrling (Xerocomus porosporus) fehlen im wesentlichen die Rottöne. Er wächst gerne unter Eichen und wird sicher oft mit dem Rotfüßchen verwechselt. Essbar.
Bei diesem stark giftigen Pantherpilz (Amanita pantherina) ist die ungeriefte Manschette leider schon abgegriffen. Schön ist aber der ringförmige Wulst an der Steilknolle zu sehen, das sogenannte Bergsteigersöckchen.
Von dieser Espen – Rotkappe (Leccinum aurantiacum) haben die Schnecken leider nicht mehr viel übrig gelassen.
Hier stehen die Pilze sogar schon mitten auf dem Waldweg und werden mit großem Interesse bedacht.
Es handelt sich offensichtlich um den Blaugrauen Täubling (Russula parazurea), obwohl mir ein wenig zu viel Lilatöne dabei zu sein scheinen, die eher dem Papagei – Täubling entsprechen würden. Für den Kochtopf egal, beide sind essbar.
Für eine letale Dosis wohl schon ausreichend, dieses verunglückte Exemplar des Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides). Leider ist die Stielknolle beim herausheben im Waldboden geblieben. Der Stiel fasert auf, der Geruch ist honigartig und die Lamellen weiß und geschmeidig. Das sollte unbedingt beachtet werden, sollte Stielknolle und Manschette aus welchen Gründen auch immer fehlen. Wichtig insbesondere wenn grüne Täublinge zum Verspeisen gesammelt werden sollen. Tödlich giftig!
Und hier noch ein kleines Sammelsurium zum Schluss. Auf einem ungenießbaren Flachen Lackporling (Ganoderma lipsiense) befinden sich noch leckere Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades), ein essbares Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) und ein vorjähriger, ungenießbarer Birkenporling (Piptoporus betulinus).
Viele Leute, wenig Pilze könnte der Tenor unserer heutigen Wanderung lauten. Ich hoffe, es hat allen trotzdem gefallen. Es kann nur besser werden! 24. Juni 2017 im Revier Warin am Großen Steedersee.
Die nächste Wanderung startet wann? – Siehe unter Termine!