Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch das Buchholz bei Parchim
Neben Buchenwald sind hier auch Nadelholzbereiche mit Kiefern, Fichten und Lärchen zu finden.
Treff war am Sonnabend, dem 08. Juli 2017, um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB in Wismar, Ecke Wasserstraße/Kopenhagener Straße.
Interessenten aus Parchim und anderswo, die nicht erst nach Wismar kommen wollten, fanden sich gegen 09.30 Uhr auf dem Parkplatz Am Buchholz ein.
Heute fuhren wir mal wieder in die südlicheren Gebiete Mecklenburgs, in unmittelbare Nähe der Kreisstadt Parchim. Die nahen Pfifferlingstannen durchstreiften wir bereits vor Jahren und wurden diesbezüglich auch reichlich fündig. Heute war es das Buchholz, südöstlich der Kreisstadt. Wir finden hier aber keinesfalls nur Buchen vor, es ist auch ein gehöriger Nadelwald – Anteil vorhanden. Aber auch wenn die Buche dominant wäre, Buchenwälder gehören im allgemeinen zu den interessantesten und artenreichsten Waldgesellschaften. Leider fielen die wirklich imposanten Hallen – Buchenwälder, die es hier vor einiger Zeit noch gab, der Säge zum Opfer, so dass von der einstigen Pracht nicht mehr viel übrig ist. Eine Vielzahl von Mykorrhiza – Pilzen, zu denen viele der beliebtesten Speisepilze, aber auch gefährliche Giftpilze gehören, sind in Buchenwäldern zu hause. So wächst bei uns der Fichtensteinpilz vorzugsweise unter Buchen, oft mit dem Sommersteinpilz gemeinsam. Tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilze finden sich neben Eichen auch sehr gerne unter Buchen ein. Viele Täublinge, Milchlinge, Ritterlinge usw. lieben diesen wichtigen und imposanten Waldbaum. Natürlich können wir hier auch dem Pfifferling begegnen. Pfifferlinge wachsen außer unter Buchen auch gerne bei Eichen, Birken, Kiefern und Fichten, allerdings meist auf ärmeren, sauren Böden. Heute fanden wir den Blassen Laubwaldpfifferling, der etwas bessere Böden liebt und größer wird. Ansonsten war das Angebot an Frischpilzen für eine Lehrwanderung durchaus zufriedenstellend. Auch der Kochtopf – Mykologe konnte auf seine Kosten kommen. Hier wie immer einige Bilder von heute:
Pilzfreund Jürgen Horn aus Bargteheide brachte uns zu Beginn gleich eine kleine Frischpilz – Kollektion zur Einstimmung mit.
Der Aufbruch. Von dem einstigen Hallenbuchenwald stehen nur noch einzelne, hochreichende Buchenstangen und darunter ein natürlich verbuchter Jungbuchen – Nachwuchs.
Sogleich begrüßte uns E.T. – der Außerirdische, so wie Jürgen Horn treffend feststellte. Es handelt sich natürlich um einen jungen Bovist, der von Schnecken entsprechend gestaltet wurde.
Auch hier sehen wir einen Bovist. Er gehört allerdings zur Gattung der Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma spec.) und ist giftig. Im Schnitt erkennt man die bereits stark gereifte Sporenmasse, die von den Bauchpilzen immer im inneren des Fruchtkörpers gebildet wird.
Der kompakte und meist recht helle Blasse Laubwald – Pfifferling (Cantharellus pallidus) wurde von einigen Teilnehmern gar nicht als zu den Pfifferlingen gehörig erkannt. Er ist punktuell in den etwas besseren Laubwäldern unter Buchen und Eichen zu finden und ist auf Grund seiner Größe besonders ergiebig.
Ein ziemlich kapitaler Perlpilz (Amanita rubescens). Gut sind die weinroten Tönungen und die Riefen auf der Oberseite der Manschette zu erkennen. Guter Speisepilz, aber Huthaut abziehen und gut durchgaren.
Besonders üppigige scharfe Sonnen – Täublinge (Russula solaris), mit leuchtend gelben Hüten. Ungenießbar.
Hin und wieder einige Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron). Diese Exemplare sind schon recht schwammig.
Besser sind sie natürlich in diesem Entwicklungsstadium.
Echte Begeisterung kam auf als wir einige Nester der Gemeinen Hundsrute entdeckten.
Sie entwickeln sich zunächst so wie die viel häufigeren Stinkmorcheln in sogenannten Hexeneiern.
Sobald das Reifestadium erreicht ist, schieben sich die rosagelblich gefärbten Hundsruten (Mutinus caninus) relativ schnell empor, und fangen an zu stinken um Insekten anzulocken, die die olivgrünliche Sporenmasse dann verbreiten.
An einem liegenden Laubholz – Knüppel fanden wir diesen markanten, teils resupinaten Porling. Es handelt sich um die Großporige Datronie (Datronia mollis).
Insbesondere an den Wegrändern waren zahlreiche Frischpilze vertreten. Hier ein typischer Vertreter der Wegrand – Pilzflora, der Behangene Mehlschirmling (Cystolepiota sistrata). Ein kleines, unscheinbares, weißes Blätterpilzchen mit mehliger Bereifung und kleinen Flockenschüppchen, die den Hutrand säumen. Ohne Speisewert.
Ein Vertreter der Großbecherlinge aus der Gattung Peziza. Möglicherweise der Buchenwald – Becherling (Peziza arvernensis). Ohne Speisewert.
Blumenartig verwachsene Fruchtkörper des Kerbrandigen Trichterlings (Clitocybe incilis). Eine weitere Pilzart die bevorzugt Waldwegränder besiedelt. Essbar.
Auch diese filigranen und hochbeinigen Tintlinge (Coprinus spec.) erfreuten uns am Waldweg.
Hier zwei Speisepilze der Edel – Klasse. Links und mittig der Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) mit seinen geschmeidigen Lamellen und rechts der sehr wohlschmeckende Fleischrote Speise – Täubling (Russula vesca) mit seiner vom Hutrand etwas zurück gezogenen Huthaut. Insbesondere letzterer ist ebenfalls meist an und auf grasigen Waldwegen zu finden.
Besonders dort wo Birken eingestreut sind ist der Fuchsige- oder Rotbraune Scheidenstreifling (Amanita fulva) zu hause. Auch er darf für die Pilzspeise genutzt werden. Zu beachten ist aber, dass er ziemlich brüchig und roh giftig ist!
Für wunderschöne Farbtupfen an alten, bemoosten Baumstümpfen, sorgten diese Himbeerroten Schleimpilze (Tubifera ferruginosa). Auch als Lachsfarbene- oder Fischeier – Schleimpilze bekannt. Hier sieht man auch, dass die Einzeller auf der Suche nach Nahrung wandern können. Wie bei einer Schnecke ist die Schleimspur zu erkennen.
Dann plötzlich frische Mehlpilze (Clitopilus prunulus) auf einem bemoosten Waldweg – Steinpilz – Alarm! Sind Mehlpilze unter Buchen, Eichen und Fichten zu finden, hat man gleichzeitig einen Steinpilz – Standort entdeckt. Leider war heute keiner auszumachen, aber den Standort merken, hier wird es mit Sicherheit über kurz oder lang welche geben!. Auch der Mehlpilz ist übrigens essbar und wird besonders in der französischen Küche geschätzt.
Selbstredend, dass hier mit Steinpilzen zu rechnen ist, obwohl die Fichten schon recht groß sind.
Dafür gab es hier einige Würzige Tellerlinge (Rhodocybe truncata). Der nicht sehr häufige, aber fleischige Blätterpilz ist ein guter Speisepilz, der ein wenig wie eine Mischung von Rötel – Ritterlingen mit Maipilzen daher kommt.
Aus einem verlassenen Ameisenhaufen heraus wuchsen büschellig diese Echten Wald – Champignons (Agaricus silvaticus). Sie gehören zu den rötenden Arten der umfangreichen Gattung und sind bevorzug in der Fichtennadelstreu zu finden. Guter Speisepilz.
Ein klassischer Pilz der Wegränder in Wäldern ist im Sommer und Herbst der Stink – Schirmling (Lepiota cristata). Er zeichnet sich durch einen stechenden, metallischen Geruch aus. Ungenießbar. Vorsicht, die echten Schirmpilze können gefährliche Giftpilze enthalten. Sie sind nicht mit den beliebten Riesenschirmpilzen zu verwechseln.
Ganz zum Schluss, in der Nähe des Parkplatzes, brachen diese Stadt – Champignons (Agaricus bitorquis) aus einer Rasenfläche. Falls nicht an zu sehr mit Schadstoffen belasteten Standorten wachsend, gehört er zu den schmackhaftesten Speisepilzen überhaupt.
Genau so wie diese Stockschwämmchen, die nur wenige Meter weiter einen riesigen, alten Buchenstubben mit vielen hundert Exemplaren überzogen. Hier konnte sich, wer wollte, noch mit Edelpilzen eindecken.
Unser Erinnerungsfoto an der Willi Zachow – Buche. Eigentlich waren wir heute 11 Pilzfreunde, aber drei nette junge Damen zogen es vor, nicht so direkt in die Öffentlichkeit zu gelangen. Dafür Sage ich danke für dieses schöne Foto! 08. Juli 2017 im Buchholz bei Parchim.
Wann starten wir zur nächsten Wanderung? – Siehe unter Termine!