6. Pilzwanderung bei Nacht
Sie führte durch das Mildenitzgebiet
Bei Sonnenuntergang starteten wir auch dieses Jahr wieder zu unserer Nachtwanderung.
Nach reichlich hin und her durfte unsere Nachtwanderung nun doch wie geplant im Mildenitzgebiet stattfinden. Ich entschuldige mich für die Unsicherheiten im Vorfeld auch im Namen der Forstbehörde!
Am Freitag, dem 25. August 2017, war es wieder soweit. Um 18.30 Uhr fuhren wir von Wismar aus mit zwei Autos über Sternberg in Richtung Goldberg, auf der B 192. Zwischen den Ortschaften Borkow und Dobbertin, kurz vor dem Örtchen Kläden, bogen wir im Wald rechts in den Abzweig zum Mildenitztal ein. Hier befindet sich an der Alten Mühle ein Parkplatz und ein gut ausgebauter Rastplatz mit Picknick – Hütten. Dort fanden sich weitere Interessesenten gegen 19.45 Uhr ein.
Hier unser Treffpunkt zur Nachtwanderung 2017. Am Beginn des Wanderweges durch das Mildenitztal, unweit der Alten Mühle. Hier nahmen wir auch zu mitternächtlicher Stunde unser Nachtmahl ein. Gegenüber befindet sich ein naturnaher Parkplatz.
Das Wetter war gut und reichlich Frischpilze gab es auch, so wurde die Pilztour zu ungewöhnlicher Tages-, b. z. w. Nachtzeit, zu dem, was sie eigentlich ohnehin ist, zu einem unvergesslichen Erlebnis. Nach dem wir in den Vorjahren schon im Radebachtal bei Blankenberg, an den Oberen Seen bei Sternberg oder zwei mal am Störkanal in der Lewitz unterwegs waren, habe ich heute dieses Gebiet ausgesucht. Hier waren wir vor wenigen Jahren auch schon sehr erfolgreich bei Nacht und in Begleitung des NDR unterwegs. Heute haben wir natürlich eine andere Route in diesem umfangreichen Waldgebiet genommen. Eine gute Adresse für jeden Pilzfreund! So erfolgreich wie damals war es allerdings nicht, aber trotzdem konnte im Schein unserer Stirnlampen so einiges entdeckt werden. Ursprünglich sollte es durch die Barniner Tannen gehen, dass wurde uns aber von der zuständigen Forstbehörde in Gädebehn untersagt. Hier einige Eindrücke. Für die teils unbefriedigende Bildqualität bitte ich um Entschuldigung, es war eben stockfinster!
Pilzfreundin Angelika Bonikowski brachte uns zu Anfang gleich einige Frischpilze mit, die sie am Vormittag bereits gesammelt hatte.
Inmitten von Herbsttrompeten, die für mich zum trocknen gedacht waren, ein Kornblumen – Röhrling. Ich bedanke mich ganz herzlich!
Auch ein Sammelsurium für meine Ausstellung war dabei.
Mit Stirn- und Taschenlampen ausgestattet starten für über die Mildenitz – Brücke zu unserer nächtlichen Pilzpirsch durch den mecklenburgischen Wald.
Sohn Jonas hat den ersten Pilz entdeckt. Ein Klebriger Hörnling (Calocera viscosa). Minderwertig.
Auch die ersten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) waren bald gefunden.
Die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) darf ebenfalls zu den Speisepilzen in den Korb gelegt werden.
Auch hier hat Jonas wieder etwas entdeckt.
Das letzte Tageslicht schwindet und die stockfinstere Nacht hüllt uns bald ein.
Der Hut dieses Wulstlings schimmert im Lampenlicht grünlich. Das es sich nicht um einen Grünen Knollenblätterpilz handelt, ist eindeutig an der Knolle zu erkennen. Keine Hauttasche, eine einfache, zwiebelförmige Knolle, dazu eine geriefte Manschette, allerdings kaum weinrötliche Tönungen zu erkennen. Trotzdem handelt es sich um einen essbaren Perlpilz, der in dieser gelbgrünen Form, wie sie in unseren sandigen Wäldern vorkommen kann, besser nur vom Kenner zu den Speisepilze gelegt werden sollte.
Der Fleischrote Speise – Täubling (Russula vesca) ist ein sehr schmackhafter Sprödblättler. Sein nussiges Aroma ist schon beim rohen Pilz sehr angenehm.
Orangegelbe Eselsohren (Otidea onotica) sind zwar essbar, bringen aber kaum Masse.
Auch Safran – Schirmpilz und Scheidenstreiflinge dürften ein Mischpilz – Gericht bereichern. Zu beachten ist, dass beide Arten roh giftig sind!
Giftig ist auch der Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Hier typisch um einen alten Stubben herum.
Mit lichtstarken Scheinwerfern ausgestattet, ist jeder von uns in der Dunkelheit weithin zu sehen und auch bestens Ausgerüstet um seine Schritte richtig zu setzen und natürlich nebenbei auch noch etwas zu Entdecken.
Das sieht ja schon gut aus!
Leider etwas verunglückt, aber trotzdem einer der besten Funde unserer heutigen Nachtwanderung, den Jonas hier getätigt hat. Es handelt sich um den relativ seltenen Kegelhütigen Knollenblätterpilz (Amanita virosa). Tödlich giftig!
Diese Wulstlinge waren dagegen ständig vertreten. Der leicht giftige Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina) Standortfoto.
Eine Stinkmorchel (Phallus impudicus) hat ihr Hexenei in der zunehmend taufeuchten Nacht verlassen und streckt sich empor.
Auch dieser junge Fichtensteinpilz (Boletus edulis) konnte sich dem Licht unserer Lampen nicht entziehen.
Während der Fichtensteinpilz auch unter anderen Bäumen gedeihen kann, ist das Kuhmaul (Gomphidius glutinosus) ausschließlich auf die Fichte angewiesen. Guter Speisepilz.
Farbenfroh leuchtet der schmackhafte Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) im Schein unserer Lichtquellen.
Pilzfreund Robert im Blitzlicht meiner Kamera. Im Hintergrund über ihm ist das „Glühwürmchen“ eines schon weiter entfernteren Pilzfreundes zu sehen.
Hier wird uns der Weg gewiesen. Wir müssen in Richtung Kläden.
Wollige Milchlinge (Lactarius vellereus) schieben sich aus der Erde. Ungenießbar.
Genauso wie diese Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis), die aber wertvolle Speisepilze sind!
Ein nettes Mischpilz – Gericht, welches aber so lieber nicht verzehrt werden sollte! Warum nicht?
Ganz oben in obigem Bild, über dem Schirm des Safran – Schirmpilzes sehen wir weiße Hüllreste auf einem Hut, das kann nur ein Pantherpilz sein! Und wie man sieht, konnte ich bei der näheren Kontrolle am Schluss der Wanderung sogar zwei Hüte dieses Giftzwerges Sicherstellen. Selbst diese beiden Hüte hätten sicher für stressige Stunden nach der Mahlzeit sorgen können!
Hier im Vergleich. Links der Hut eines essbaren Perlpilzes (Amanita rubescens) mit grau – schorfigen Hüllresten, rechts der Hut des Pantherpilzes (Amanita pantherina) mit weißen Hutflocken. Auch wenn, wie in diesem Fall, der Stiel fehlt, eindeutig zu unterscheiden!
Ein weiterer Wulstling aus einem anderen Korb sollte möglichst auch nicht mit in die Pfanne geraten, auch wenn er kaum Beeinträchtigungen hervor rufen sollte, der Porphyrbraune Wulstling (Amanita porphyria). Genau wie der Gelbe Knollenblätterpilz nur schwach giftig!
Genau um Mitternacht erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt. Damit lagen wir auf die Minute genau in meiner Planung. Frische Waldluft macht hungrig, auch zu ungewöhnlicher Brotzeit!
Unsere gute Seele Irena hatte für uns mehr als reichlich Waldpilzsuppe und Pellkartoffeln gekocht und es wurde kräftig zugeschlagen!
Ganz leckeren Kuchen hat Monika für uns gebacken. Bereits beim Anblick läuft einem das Wasser im Munde zusammen und er hat sogar noch besser geschmeckt wie er aussieht! Ein ganz herzliches Dankeschön!
Unser Abschlussfoto. Nur einer fehlt bereits, Jonas war geschaft und ist im Auto bereits in das Reich der Träume eingetaucht. Ansonsten sind alle noch wohlauf wie man sieht und freuen sich vielleicht schon auf das nächste Jahr. 26. August 2017.
Wer nun Lust bekommen hat, zu diesem ganz besonderen Naturerlebnis und beim Ruf der Nachtvögel unter fachkundiger Führung den stockfinsteren Wald auf der Suche nach unseren Lieblingen zu durchstreifen, ist im nächsten Jahr ganz herzlich eingeladen.
Wann findet die nächste Nachtwanderung statt? – Siehe unter Termine!