Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch den Wald bei Friedrichsruhe
Teils Laub-, teils Nadelforst im Wald bei Friedrichsruhe, Ziel unserer heutigen Pilzwanderung.
Heute stand mal wieder ein Waldgebiet auf dem Programm, das wir bisher noch nicht im Zuge einer geführten Pilzwanderung besucht hatten. Es liegt einige Kilometer südlich von Crivitz und grenzt an die Ortschaft Friedrichsruhe, Dorf. Es handelt sich sowohl um Laub-, wie auch Nadelwald. Obwohl es wenig gute Speisepilze gab, wurde zumindest der Tatbestand einer lehrreichen Pilzwanderung erfüllt. Die Teilnahme war sehr gut und es war auch eine sehr interessierte Truppe, so dass, wer wollte, einiges neues aus der Welt der heimischen Großpilze erfahren konnte. Die Formen- und Artenvielfalt war jedenfalls recht groß. Hier wieder einige Bilder von heute:
Begrüßt wurden wir sogleich von einigen Baumpilzen, wie diesem Flachen Lackporling (Ganoderma lipsiense). Er ist holzig und kann in der Küche keine Verwendung erfahren. Die Konsolen sind mehrjährig und der weiße Rand signalisiert den aktuellen Zuwachs.
Ein Hexenei der Stinkmorchel (Phallus impudicus). Aus welchen gründen auch immer fehlt hier bereits die Außenhaut, so dass die gallertartige Schicht, die offensichtlich die innere Anlage der zukünftigen Stinkmorchel vor Austrocknung schützen soll, frei liegt. In diesem Stadium essbar.
Ausgereift ist der Pilz dann nur noch für Fliegen eine Delikatesse.
Deutlich ist das Collar (Halsband) des Halsband – Schwindlings (Marasmius rotula) um den Stielansatz zu erkennen. Ohne Speisewert. Die Pilzchen besiedeln einzeln oder in kleinen Gruppen in der Laubstreu liegende Ästchen.
Ausschließlich an totem Eichenholz finden wir den sehr markanten Eichen – Wirrling (Daedalea quercina). Wegen seiner dicklichen, labyrintischen Struktur der Fruchtschicht ist er kaum mit einem anderen Porling zu verwechseln. Er wird gelegentlich auch in Baumärkten oder Bastelläden zum Kauf angeboten, da er auch unbehandelt außerordentlich lange haltbar ist und sich daher zur Deko oder zum Basteln ganz besonders gut eignet.
Hoch oben an einer Birke der beliebte Chaga, ein Vitalpilz, der gerne in Teeform genossen wird und sich besonders in Osteuropa großer Beliebtheit erfreut. Mit bürgerlichem Namen nennt er sich Schiefer Schillerporling (Inonotus obliquus).
Kartoffelboviste sind giftig. Hier ist es der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrina), den wir besonders auf sauren, moorigen Standorten finden können.
Der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) ist sehr häufig an Nadelholz anzutreffen und mit seiner leuchtend orangen Färbung erregt er die Aufmerksamkeit der Pilzsucher. Von vielen wird er mitgenommen, ist aber minderwertig und allenfalls sein Dekorationswert ist nicht von der Hand zu weisen.
Er sollte allerdings nicht mit echten Korallenpilzen verwechselt werden, da es unter ihnen schwach giftige Arten gibt.
Eine bittere Überraschung gibt es, landet auch nur ein einziges Exemplar des Gallen – Röhrlings (Tylopilus felleus) im Pilzgericht. Jung sind seine Röhren weißlich wie bei Steinpilzen, älter werden sie rosa und sind dann gut von den sich gelbgrünlich verfärbenden Röhren der Steinpilze zu unterscheiden. Den Tieren scheint es allerdings zu schmecken.
Insbesondere so jung sehen sie Sommersteinpilzen täuschend ähnlich. Gallen – Röhrlinge wachsen bevorzugt unter Fichte, dort dürfte niemals ein Sommersteinpilz auftauchen. Er ist an Laubbäume gebunden. Allerdings sind Gallen – Röhrlinge nicht zwingend unter Fichten zu finden und können auch unter Laubbäumen auftauchen. Im Zweifel eine Kostprobe nehmen.
Meist nur wenige Millimeter im Durchmesser erreichen die winzigen Orangefarbigen Heftel – Nabelinge (Rickenella fibula). Trotzdem fallen sie in den grünen Moospolstern auf und sind hier recht dekorativ.
Beide Hände voll! Ob die wohl essbar sind?
In diesem Fall leider nicht. Der besonders in der Fichten – Nadelstreu häufige Brennende Rübling (Collybia peronata) schmeckt nämlich sehr scharf. Ein weiteres, gutes Kennzeichen, ist sein saurer Geruch, der ihm besonders beim zerreiben des Hutes zwischen den Fingern entströmt.
Und gleich ein neuer Versuch, vielleicht sind die ja gut!
Leider auch nicht! Es handelt sich um ungenießbare Schwefel – Ritterlinge (Tricholoma sulphureus), die nicht nur an ihrer schwefelgelben Farbe, sondern auch an ihren stechenden Geruch nach Leuchtgas zu erkennen sind. Allerdings waren im obigen Bild auch zwei weitere, kleinere Pilze zu sehen, Gelbbräunliche Trichterlinge, die dann doch essbar sind.
Die Vielgestaltige Holzkeule (Xylaria polymorha) besiedelt Buchenholz und ist holzig – hart, somit ebenfalls nichts für den verwöhnten Gaumen.
Auf diesen Schwefel – Ritterlingen hat sich eine kleine Kröte eingefunden. Ob sie den deftigen Geruch der Pilze liebt?
Eigentlich sollte sie doch ein viel innigeres Verhältnis zu diesem Vertreter der Wulstlinge haben. Es ist ein Gelber Knollenblätterpilz (Amanita citrina). Er besitzt keines der gefürchteten Knollenblätterpilz – Gifte, dafür aber Bufotenin, den Stoff, welchen Kröten als Sekret zur Abwehr von Fressfeinden absondern. Das Gift soll halluzinogen wirken und auch als Dopingmittel von Sportlern genommen worden sein.
Der Seidige Ritterling (Tricholoma columbetta) ist ein guter, aber in unseren Breiten nicht so häufiger Speisepilz. Er wächst einzeln, oft aber truppweise unter Eichen, Buchen oder Birken. Sein Geruch ist mehlartig. Das ist insofern von Bedeutung, weil unter Birken auch ein unangenehm riechender Verwandter vorkommt, der Strohblasse Ritterling. Dieser riecht ähnlich stechend wie der Schwefel – Ritterling und ist daher ungenießbar.
Der große Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) besitz im Gegensatz zu anderen Täublingen biegsame Lamellen und gehört zu unseren besten Speisepilzen. Wir finden ihn unter Buchen und Eichen von Mai – November.
Von den klassischen, volkstümlichen Speisepilzen waren heute nur eine Handvoll (nicht nur die zwei) Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) und einige Maronen – Röhrlinge dabei.
Auch ein wunderbar frischer Fuchsiger Scheidenstreifling (Volvariella fulva) darf zu den Speisepilzen in den Korb gelegt werden.
Ein bunter Harlekin des sauer – trockenen Buchenwaldes.
Das ist der Rotschuppige Rauhkopf (Cortinarius bolaris). Hübsch anzusehen, aber nichts für den Kochtopf. Schleierlinge mit gelben, orangen oder rötlichen Färbungen gelten als giftverdächtig!
Unser Abschlussfoto. Insgesamt waren wir 22, also noch einige mehr, als auf dem Bild zu sehen. Eine, tolle, gemischte Truppe und sicher ist der eine oder andere irgendwann mal wieder mit dabei. 19. August 2017 im Wald bei Friedrichsruh.
Die nächste Pilzwanderung ist wann? – Siehe unter Termine!